Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET Das Magazin der Dienstleister für Menschen mit Unterstützungsbedarf Im Fokus Bedürfnisgerecht bauen Ausgabe 03 I 2023 Hilfsmittel für eine bessere Zahngesundheit von Kindern mit Behinderung Wofür sich Nicole Tille an der ersten Behindertensession der Schweiz engagiert Mehr Geld für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege – das fordern Artiset-Vertreter

www.Lohmann-Rauscher.com L&R – international tätig, in der Region verwurzelt. Der Mensch im Fokus. Ihr Wohl steht im Zentrum unseres Handelns. Wir sind der Problemlöser. Mit Expertise und Sorgfalt stehen wir Ihnen zur Seite. Lohmann & Rauscher (L&R) ist ein international führendes Unternehmen für Medizin- und Hygieneprodukte höchster Qualität. In der Schweiz finden Sie uns am Standort St. Gallen. Als Lösungsanbieter für komplexe Anforderungen in der Pflege und Versorgung von Patient:innen entwickeln, produzieren und vertreiben wir unter anderem Produkte, Konzepte und Services für die Wundversorgung, Binden und Verbände, OP-Set-Systeme für Klinik und Praxis sowie Produkte für die Unterdrucktherapie (CNP). Unser Kompetenzfeld. Gesundheit definiert unsere Vision und Werte. Zu unserem Webshop: Lohmann & Rauscher AG · Oberstrasse 222 · 9014 St. Gallen · Schweiz Lohmann & Rauscher (L&R) ist ein international führendes Unternehmen für Medizin- und Hygieneprodukte höchster Qualitä . In der Schweiz finden Sie uns am Standort St. Gallen. Als Lösungsanbieter für komplexe Anforderungen in der Pflege und Vers rg ng vo Patient:innen entwickeln, produzieren und vertreiben wir unter anderem Produkte, Konzepte und Services für die Wundversorgung, Binden und Verbände, OP-Set-Systeme für Klinik und Praxis sowi Produ te fü die Unterdrucktherapie (CNP). Jetzt bequem, schnell und unabhängig Produkte im L&R Webshop bestellen! Sie erreichen unser Bestellportal 24 Stunden, 7 Tage in der Woche. Wir sind der Problemlöser. Mit Expertise und Sorgfalt stehen wir unseren Kund:innen, Mitarbeiter:innen, Anwender:innen und Patient:innen zur Seite. Der Mensch im Fokus. Das Wohl unserer Mitarbeiter:innen, Kund:innen, Anwender:innen und Patient:innen steht im Zentrum unseres Handelns. Unser Kompetenzfeld. Gesundheit definiert unsere Vision und Werte. L&R – international tätig, in der Region verwurzelt. Hier finden Sie den L&R Webshop: www.Lohmann-Rauscher.com 0123_LuR_AZ_Imageanzeige_LRCH_deutsch_210x297mm.indd 1 08.02.23 14:24

ARTISET 03 I 2023 3 Editorial «Auch in der Gestaltung grösserer Häuser lassen sich Maximen wie Selbstbestimmung und Teilhabe umsetzen.» Elisabeth Seifert, Chefredaktorin Liebe Leserin, lieber Leser Sich mit architektonischen Ideen zu beschäftigen, Baupläne zu studieren, die Umsetzung eines Bauvorhabens zu begleiten und dann die Realisierung erleben zu dürfen: Das ist ein Privileg, besonders wenn es um Bauten geht, die den öffentlichen Raum prägen. Dazu gehören Bauvorhaben, die Menschen mit Unterstützungsbedarf, Betagten, Menschen mit Behinderung sowie Kindern und Jugendlichen ein Zuhause geben. Für Trägerschaften und Institutionsleitungen als Bauherren solcher Projekte bringt dieses Privileg grosse Verantwortung mit sich. Neubauten, Umbauten oder Sanierungen erfordern hohe finanzielle und personelle Ressourcen. Wenn sich die Investitionen lohnen sollen, müssen sie den spezifischen Bedürfnissen der begleiteten Menschen entsprechen. In der Begleitung und Betreuung erleben wir derzeit über alle Unterstützungsbereiche hinweg einen grundlegenden Wandel: weg von der fremdbestimmten Fürsorge und hin zur Förderung eines selbstbestimmten, möglichst autonomen Lebens und der Teilhabe an der Gesellschaft. Gefragt sind vielfältige, durchlässige und im Sozialraum verankerte Angebote. Zukunftsfähige Bauprojekte müssen diesenWandel berücksichtigen. Es gibt derzeit zahlreiche spannende Projekte, von denen wir in unserem Fokus einige porträtieren, um Sie zu inspirieren: In der Begleitung älterer Menschen noch wenig verbreitet ist die Wohngemeinschaft, wo individuelle Bedürfnisse besonders gut berücksichtigt werden können. Im inklusiven Quartier Westfeld Basel sowie auf einem Hügel oberhalb von Yverdon sammeln zwei Leistungserbringer erste Erfahrungen damit (Seiten 6 und 9). Etablierter sind Wohngemeinschaften respektive Wohngruppen im Sozialbereich: Am Beispiel einer Aussenwohngruppe des Schulheims Elgg wird deutlich, welch grossen Einfluss die Innenarchitektur auf das Wohl der Jugendlichen hat (Seite 12). Auch in der Gestaltung grösserer Häuser, wo zunehmend vor allem Menschen mit einer hohen Betreuungs- oder Pflegeintensität leben, lassen sich Maximen wie Autonomie und Teilhabe umsetzen. Eindrücklich ist ein derzeit entstehender Neubau des Wohnheims Sonnegarte in St. Urban fürMenschenmit mehrfachen Behinderungen. IhreWünsche und Anliegen fliessen in die Planungen mit ein (Seite 25). Individuelle Freiheit trotz schwerer Behinderung ermöglicht auch der Park der Stiftung Pigna in Kloten (Seite 22). Das Beispiel der vor wenigen Jahren eröffneten Seniorenresidenz Les Hirondelles in Clarens macht deutlich, wie sich mit gestalterischen Elementen trotz komplexer Pflegebedürfnisse eine wohnliche Atmosphäre und Bewegungsfreiräume schaffen lassen (Seite 15). Architekt Bruno Marchand erläutert im Gespräch zentrale Aspekte einer guten Pflegeheim-Architektur (Seite 19). Um im Sozialraum verankerte Unterstützung leisten zu können, ist – neben den Leistungserbringern selbst – die Gesellschaft als Ganzes gefragt. Beispiel dafür sind inklusiv gestaltete und organisierte Überbauungen wie das eingangs erwähnte Westfeld Basel oder das Quartier der Wohnbaugenossenschaft (WBG) Huebergass in Bern (Seite 28). Titelbild: Im Park der Stiftung Pigna in Kloten können sich Menschen mit mehrfachen Behinderungen ungehindert und frei bewegen. Foto: Pigna/Anita Affentranger

PUBLIREPORTAGE Die drehbare BANO Toilette passt sich den Bedürfnissen der Nutzer an 20 Jahre Erfahrung und Entwicklung von pflegegerechten Badezimmern aus Norwegen lteren Menschen die Würde erhalten und Pflege- fachpersonen entlasten - dies ist seit 20 Jahren die Vision der norwegichen Firma BANO: ein Badezimmer, das die Belastungen der Pflegefachpersonen verringert und die Lebensqualität der Nutzer verbessert. Da die pflegerische Arbeit in Pflegeeinrichtungen und Spitälern äußerst belastend ist, konzentrieren sich die Entwicklungen von BANO auf die Entlastung der Pflegefachpersonen und die funktionalen Bedürfnisse der Bewohner, indem die verbleibenden Kräfte älterer, bewegungseingeschränkter Menschen aktiviert und Ressourcen freigesetzt werden, die den Alltag für die Pflegefachpersonen erleichtern und den Bewohnern ein Stück Selbstständigkeit bewahren. Die Produktentwicklung für jedes einzelne Element in diesem Badezimmerkonzept basiert auf praxisorientierten Studien und dem aktiven Austauschmit Nutzern und Pflegefachpersonen. Die drehbare BANOToilette Die einzelnen Elemente im Badezimmerkonzept sind ideal aufeinander abgestimmt, was eine optimale Flächennutzung ermöglicht. Das Kernelelement dabei ist die drehbare Toilette, welche ganz neue Möglichkeiten eröffnet, pflegegerechte Badezimmer ganzheitlich zu gestalten. Die Toilette lässt sich leicht mit Hilfe eines im Stützhandgriff integrierten Auslösemechanismus um 290 grad drehen und hat eine elektrische Sitzhöhenverstellung von 200 mm. So muss sich der Nutzer nicht länger an die Toilette anpassen - das Badezimmer passt sich den Bewegungsabläufen des älteren Menschen an. Das BANO Hygienewaschbecken Das Hygienewaschbecken mit integriertem Stützhandgriff kann dank seiner asymmetrischen Formgebung und elektrischen Höhenverstellung von 200mmdirekt neben der drehbaren Toilette platziert werden. Dies reduziert die Bewegungsabläufe und bietet dem Nutzer Unterstützung beimAufrichten oder Positionswechsel. Zudem kann seitlich ein Schrank angebracht werden, ohne dass dieser die Pflegefachperson behindert. Die BANO Haltegriffe Abgerundet wird das Konzept durch einen Schrank, einem Duschsitz sowie farblich abgesetzte Halte- und Stützgriffe, die einen sicheren Gang durch das gesamte Bad ermöglichen und die Sturzgefahr verringern. Ä Die asymmetrische Formgebung des BANO Waschbeckens und die Nähe zur drehbaren Toilette ermöglichen eine flexible und pflegegerechte Nutzung, wie beispielsweise das Händewaschen von der Toilette aus im Anschluss an den Toilettengang. Entlastung der Pflegefachpersonen Das BANO-Badezimmer bietet dem Nutzer einfachere Bewegungsabläufe, eine erhöhte Selbstständigkeit, einen würdevolleren Alltag und eine erhöhte Sicherheit. Die Pflegefachpersonen profitieren ebenfalls von diesen Eigenschaften, denn die Anzahl schwerer Hebevorgänge wird verringert und rückenschonendere Arbeitspositio- nen können eingenommen werden, wodurch Krankheitsfehltagen vorgebeugt werden kann. Dies belegt auch die kürzlich vom deutschen Zentralverband Sanitär Heizung Klima veröffentlichte Pflegebadstudie, bei der die drehbare Toilette von 192 deutschen Pflegefachpersonen als eine der TOP 3 Innovationen auf demMarkt mit arbeitserleichterndem Effekt bewertet wurde. BANO Showroom in Bern Der vor kurzem durch Bano eröffnete Showroom in Bern bietet die Möglichkeit, die Toilette und das Badezimmerkonzept auszuprobieren und sich über die verschiedenen Möglichkeiten beraten zu lassen. BANO Switzerland GmbH kontakt@banogroup.ch +41 79 698 74 31 Industriestrasse 25 CH-3178 Bösingen

Impressum: Redaktion: Elisabeth Seifert (esf), Chefredaktorin; Urs Tremp (ut); Claudia Weiss (cw); Anne-MarieNicole (amn); FranceSanti (fsa); JennyNerlich (jne) • Korrektorat: Beat Zaugg • Herausgeber: ARTISET • 2. Jahrgang • Adresse: ARTISET, Zieglerstrasse 53, 3007 Bern • Telefon: 031 385 33 33, E-Mail: info@artiset.ch, artiset.ch/ Magazin • Geschäfts-/Stelleninserate: Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa, Telefon: 044 928 56 53, E-Mail: markus.haas@fachmedien.ch • Vorstufe und Druck: AST&FISCHER AG, Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern, Telefon: 031 963 1111 • Abonnemente: ARTISET, Telefon: 031385 33 33, EMail: info@artiset.ch • Jahresabonnement Fr. 125.– •Erscheinungsweise: 8× deutsch (je 4600 Ex.), 4× französisch (je 1400 Ex.) pro Jahr •WEMF/KS-Beglaubigung 2022 (nur deutsch): 3205 Ex. (davon verkauft 2989 Ex.), Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Absprache mit der Redaktion und mit vollständiger Quellenangabe. Inhalt ARTISET 03 I 2023 5 Im Fokus 6 Privates und gemeinschaftliches Wohnen im Westfeld Basel 9 Die Alzheimer-WG von Yverdon 12 Jugend-Wohngruppe Hagenbuch: Die Bedeutung sorgältiger Planung 15 Seniorenresidenz in Clarens: Mehrere Aufgaben architektonisch vereinen 19 Architekt Bruno Marchand über die bauliche Herausforderung Pf legeheim 22 Freiheitsoase Pigna-Park in Kloten 25 Sonnegarte St. Urban: Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner mitplanen 28 Diverse Gemeinschaft Huebergass Bern kurz & knapp 32 Modell für die kommunale Alterspolitik Aktuell 34 Nicole Tille engagiert sich für Inklusion 37 Artiset-Vertreter fordern substanzielle Umsetzung der Pf legeinitiative 42 Zahnprophylaxe für Kinder mit Handicap 45 Partnerschaftliche Gesundheitsversorgung 49 Eine frühe Pf legeabhängigkeit verhindern 51 Bedeutung der Aktivierung im Pf legeheim Politische Feder 54 Therese Zbinden, Präsidentin des Verbandes Socialbern 28 34 54 Gemeinschaftswohnen Einblicke in die Senioren- Clusterwohnung im Westfeld Basel

6 ARTISET 03 I 2023 Im Fokus Mitten im Miteinander Die kleine, private Wohnung in der grossen, gemeinschaftlichen: Das ist das innovative Wohnkonzept des Gemeinschaftswohnens «Wohnen mit Service» im Westfeld Basel. Hier leben ältere Menschen miteinander und mit erschwinglichem Rundum-Service. Von Jenny Nerlich

ARTISET 03 I 2023 7 Tritt man aus seiner Wohnung, gelangt man direkt in die Gemeinschaft: eine Gemeinschaft, in der ältere Menschen ab 75 Jahren leben. Das ist das Wohnkonzept des grossen Gemeinschaftswohnens «Wohnen mit Service» im ehemaligen Felix-Platter-Spital imWestfeld Basel. Es wird vom BSB (Bürgerspital Basel) betrieben und ist für Menschen konzipiert, die zwar autonom und selbstbestimmt leben wollen, aber auch die Gemeinschaft und den Austausch suchen und schätzen. Möglich ist dies dank der alten Spitalarchitektur, die beim Umbau erhalten geblieben ist. Von einem langenGang zweigen links und rechts die Gemeinschaftsräume, die Bibliothek, die grosse Küche und die einzelnen Studios ab. Die wiederum sind mit ein bis zwei Zimmern zwar klein gehalten, verfügen aber je über ein barrierefreies Bad, eine Teeküche mit Kühlschrank und über geräumigen Stauraum entlang der grossen Fensterfront. So verbindet das grosse Gemeinschaftswohnen privatenWohnraummit gemeinschaftlichen Begegnungsräumen. Diese Begegnungsorte bietet nicht nur die Gemeinschaftswohnung, sondern das gesamte Areal des Westfelds. Hier entsteht ein inklusives Quartier für vielfältige Menschen in ebenso vielfältigen Lebensphasen. Ob Familien, Singles, Menschen mit Behinderung, Junge oder Alte, das Westfeld will allen ein Zuhause bieten. Geschäfte, Cafés und Restaurants sind schnell und hindernisfrei zu erreichen und laden die Bewohner des Westfelds zum Verweilen und zum Austausch ein. Doch das BSB bietet den Bewohnern des Gemeinschaftswohnens noch mehr. «Wohnen mit Service» heisst das Angebot, und der Name ist Programm. Ab 2800 Franken Monatsmiete erhalten die Bewohner ein Rundum-Service-Paket. Das beinhaltet unter anderem Mahlzeiten, die Reinigung des Studios, eine Notrufbereitschaft und eine Betreuungsperson tagsüber vor Ort. Letztere ist die helfende Hand im Hintergrund. Sie lässt den Bewohnern ihren Freiraum, steht aber, wenn gewünscht, mit Rat und Tat zur Seite. Ebenfalls in der Monatsmiete enthalten sind Veranstaltungen und Aktivitäten. So muss sich niemand in der grossen Wohngemeinschaft einsam oder ausgeschlossen fühlen. Das Ziel des BSB ist die nachhaltige Integration von älteren Menschen in die Gemeinschaft, wenn gewünscht auch bis an ihr Lebensende. Dies ist dank einer eigenen BSB-Spitex möglich. So können auch Menschen mit einem hohen Pflegegrad gut versorgt werden. Die ersten Bewohner sind bereits in der Clusterwohnung eingezogen. Noch sind freie Studios verfügbar. Wer sich für das Abenteuer Gemeinschaftswohnen im Alter interessiert, kann auf der Website des BSB (www.bsb.ch) Besichtigungstermine vereinbaren. Das Gemeinschaftswohnen im Westfeld Basel verbindet gemeinschaftliche Begegnungsräume wie das Wohnzimmer und die grosse Küche (links, unten rechts) mit privatem Wohnraum (oben rechts). Fotos: jne Schauen Sie den Filmbeitrag über den Bau der Wohnung im Januar 2022 an: Werfen Sie einen Blick in die bezugsfertige, grosse Gemeinschaftswohnung:

Einfach intern kommunizieren: Mit der Schweizer App für Mitarbeitende Involve AG | Bahnhofstr. 6c | 6210 Sursee 041 492 91 00 | www.involve.ch Die Mitarbeitenden-App der Firma Involve aus Sursee begeistert bereits viele Alters- und Pflegeheime in der Schweiz. Dank einer unmittelbarenund transparentenKommunikationunddurchdas aktive Involvieren der Mitarbeitenden erzielen die Organisationen mit der App echte Mehrwerte in der Motivation und Bindung der Mitarbeitenden. Wissen und Verstehen was läuft und bei ausgewählten Themen auch selbst etwas beitragen dürfen: Eine aktive und involvierende Kommunikation ist der Schlüssel für eine hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit ihrem Arbeitgeber. Das Unternehmen profitiert von einem hohen Engagement der Mitarbeitenden und einer tieferen Fluktuation. Es resultieren relevante Kosteneinsparungen sowie eine vorteilhafte Position im anspruchsvollen Arbeitsmarkt der Gesundheitsbranche. Die Schweizer Mitarbeitenden-App von Involve ist in Alters- und Pflegezentren der zentrale Ort für die interne Kommunikation. Die App beinhaltet Funk t ionen wie News-Kanäle, Chats, Umfragen, Formulare, Dokumentablage, ein Kontaktverzeichnis und eine Übersetzungsfunktion. Ausserdem ist für die Teilnahme an der internen Kommunikat ion weder eine Mail-Adresse noch eine Handy-Nummer notwendig. Die Mitarbeitenden-App besticht insbesondere durch ihre hohe Benutzerfreundlichkeit. App überzeugt Alterszentrum Eiche Seit 2021 gehört auch das Alterszentrum Eiche aus Dagmersellen zu den glücklichen Kunden. Christoph Schmid konnte nach der Einführung einen positiven Effekt in seinem Betrieb feststellen: «Unsere Mitarbeitenden waren von Anfang an von der App begeistert. Die interne Kommunikation hat sich seither massgeblich verbesser t und das Wir-Gefühl im Betrieb wurde nachhaltig gestärkt.» Die Mitarbeitenden des Alterszentrums Eiche haben nun jederzeit Zugriff auf die Informationen rund um ihren Arbeitgeber und können beispielsweise auch Einsatzpläne schnell und ortsunabhängig aufrufen. Das Heim nut zt die Mitarbeitenden-App mit den Funktionen News, Chat, Umfragen, Dokumentablage und Formulare. Einfache und unkomplizierte Einführung Christoph Schmid führt weiter aus: «Die Involve ist ein Schweizer Unternehmen, was uns bei der Suche nach einem passenden Partner wichtig war. Die Zusammenarbeit läuft sehr unkompliziert. Ich kann jederzeit anrufen und mir wird bei Fragen direkt weitergeholfen.» Die Implementierung der Mitarbeitenden-App von Involve ist schnell realisiert. Die Involve legt dabei viel Wert auf eine wertschätzende und enge Zusammenarbeit: Die Unternehmen werden vom ersten Kontakt bis zur erfolgreichen Implementierung von einer Ansprechperson begleitet und unterstützt. Christoph Schmid, Zentrumsleiter Alterszentrum Eiche, über die App für Mitarbeitende von Involve: «Da unsere Mitarbeitenden zu verschiedenen Tageszeiten und auch am Wochenende arbeiten, waren wir auf der Suche nach einer geeigneten Kommunikationslösung. Mit Involve können wir unsere Mitarbeitenden zeitgleich und adressatengerecht erreichen. Die Schweizer App ist sehr einfach und übersichtlich in der Handhabung.» 100 % Schweizer Software auf Schweizer Servern Zum Video-Statement von Christoph Schmid: Scannen Sie den QRCode oder besuchen Sie involve.ch/heime Die Mitarbeitenden-App von Involve funktioniert auf Smartphones, Tablets und PC gleichermassen. Sie besticht insbesondere durch hohe Benutzerfreundlichkeit. Lernen Sie jetzt unverbindlich die Involve Mitarbeitenden-App kennen: involve.ch/app-testen Publireportage

ARTISET 03 I 2023 9 Im Fokus Alzheimer-Wohngemeinschaften sind in der Schweiz noch selten. Obwohl diese Wohnform bislang eine Nische darstellt, bietet sie doch eine sehr gute Alternative zu anderen Angeboten, die speziell auf Menschen mit demenziellen Erkrankungen ausgerichtet sind. Das zeigt der Blick in eine Wohngemeinschaft oberhalb von Yverdon VD. Von Anne-Marie Nicole Wie zu Hause Die Wohngemeinschaft Rubis befindet sich in der grünen Umgebung des Bellevue, einemHügel oberhalb von Yverdon mit einer atemberaubenden Sicht auf den Neuenburgersee. Sie ist in einer ebenerdigen Wohnung untergebracht, in der Gebäudeverlängerung der Seniorenresidenz Agate mit architektonisch atypischen Rundungen. In der Residenz leben rund vierzig Mieterinnen und Mieter in altersgerechten Wohnungen mit Begleitung, sogenannten Lada (logements adaptés avec accompagnement) gemäss der neuen Waadtländer Terminologie. Die Wohngemeinschaft Rubis gehört zusammen mit dem Alters- und Pflegeheim Mont-Riant, dem Tageszentrum Les Sources und der Spitex-­ Organisation zu einem Geriatriezentrum, das die Fondation Saphir auf dem Bellevue-Hügel entwickelt hat. Dort befindet sich auch ihre Verwaltung. Auch die hindernisfrei und sicher gebaute halbmondförmige Wohnung der Wohngemeinschaft Rubis ist überall gerundet. Im Zentrum befindet sich eine gegen denWohnbereich hin offene Küche mit Zugang zu Terrasse und Garten. Auf beiden Seiten des Wohnzimmers führen zwei breite Korridore zu je drei Einzelzimmern und einem Badezimmer. Die hölzernen Regale im Gemeinschaftsbereich sorgen durch ihren Kontrast zu den grauen Fliesen für eine behagliche Atmosphäre. Die farbigen Sessel im Salon verleihen dem Ganzen eine fröhliche Note. Sechs Personen wohnen hier zusammen und teilen sich die Alltagsaktivitäten mit dem Begleitpersonal. Bis zu ihrem Einzug in die Wohngemeinschaft lebten sie alle allein zu Hause. Sie sind an Alzheimer oder einer anderen Art von Demenz erkrankt. Das Krankheitsstadium erlaubt ihnen jedoch nach wie vor die Interaktion mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie das selbstständige Verrichten bestimmter Handlungen im Alltag. So nahe wie möglich am früheren Leben Die Wohngemeinschaft Rubis öffnete ihre Türen im Jahr 2016, zwei Jahre nach Topaze, der ersten Wohngemeinschaft für Menschen mit einer demenziellen Erkrankung in Orbe. Beide Einrichtungen werden von der Fondation Saphir geführt und entstanden aus einem Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit Alzheimer Schweiz und dem Kanton Waadt. Valérie Hugentobler, Professorin an der Haute école de travail social et de la santé Lausanne, unterstrich im Age Report IV: «Den Wohngemeinschaften geht es darum, die Menschen zu ermutigen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen möglichst lange zu nutzen, um ein Leben führen zu können, das ihrem früheren Leben so nahe wie möglich kommt; die soziale Isolierung soll dank eines dem Familienleben ähnlichen Rhythmus abgebaut werden.» In der Wohngemeinschaft Bellevue verläuft die Tagesplanung wie zu Hause: spontan. So kommt es vor, dass geplante Aktivitäten wegen des Wetters oder der Tagesform verschoben oder abgesagt werden. Mit Ausnahme von ein paar Orientierungszeiten für die Tagesstruktur gibt es keinen fixen Zeitplan. Die erste Alltagsbegleiterin

10 ARTISET 03 I 2023 kommt morgens um 7 Uhr und löst die Nachtwache ab. Diese wird in der Regel durch eine Studierende oder einen Studierenden aus dem Pflege- oder Gesundheitsbereich übernommen. Die Alltagsbegleiterin bereitet zusammen mit den bereits aufgestandenen Bewohnerinnen und Bewohnern das Frühstück vor. Um 9 Uhr stösst eine Kollegin für die Tagesschicht dazu. «Zu zweit ist es einfacher: So kann man je nach Lust der Bewohnerinnen und Bewohner separate Aktivitäten unternehmen», erklärt Marie Fournier, Leiterin der beidenWohngemeinschaften Rubis und Topaze. «Musterbeispiel einer flexiblen Organisation» Die beiden Assistenzpersonen verbringen den Tag zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern und teilen sich die Aufgaben, ohne die Arbeit vorher zu planen. «Wir sind ein Musterbeispiel für eine flexible Organisation», bestätigt Marie Fournier. «Wir wissen morgens nie, wie der Tag ablaufen wird.» Es gibt auch keine externen Dienstleister. Einzige Ausnahme bildet an den Wochenenden der Mahlzeitendienst des benachbarten Pflegeheims. Die Alltagsbegleiterinnen kümmern sich um die Haushaltsaufgaben und lassen sich dabei von den Bewohnerinnen und Bewohnern helfen, ohne sie dazu zu zwingen. Niemand ist zu irgendetwas verpflichtet. Das positive Menschenbild des Teams sowie die Grundgedanken von Wahlfreiheit und Erhalt der Autonomie basieren auf der Montessori-Methode. Anstelle von therapeutischen Zielen findet man hier Spiele zumTrainieren des emotionalen Gedächtnisses, zum Stimulieren der kognitiven Fähigkeiten und für den Erhalt der Mobilität. Es kommt auch keine Spitex vorbei. Als erfahrene diplomierte Pflegefachfrau kümmert sich Marie Fournier selbst um die allenfalls erforderliche Pflege. Zum Team gehören zudem eine zweite Pflegefachfrau sowie eine Fachangestellte Gesundheit, welche die erforderliche Pflege ebenfalls gewährleisten können. Gegen 18 Uhr verlässt die erste Assistentin die Wohngemeinschaft, und sobald um 21 Uhr die Nachtwache eintrifft, auch die zweite. Ein in der Schweiz bisher noch seltenes Modell Alzheimer-Wohngemeinschaften sind in der Schweiz noch selten. Nach Einschätzung von Luis Villa nehmen sie aber unter den Wohnformen für ältere Menschen einen wichtigen Platz ein. Sie entsprechen ihrem Bedürfnis und ihren Erwartungen. Der Geschäftsführer der Fondation Saphir gesteht jedoch ein, dass es sich um ein «Nischenmodell» handelt. Wohngemeinschaften wie Topaze in Orbe und Rubis in Yverdon scheinen aus verschiedenen Gründen ein ideales Modell für das Wohnen im Alter zu sein. Bei fortschreitender Krankheit und auch kostenmässig stösst es jedoch an seine Grenzen. «Wenn die kognitiven Einschränkungen oder das Verhalten einer Person den Gruppenzusammenhalt gefährden, müssen wir für sie eine andere, geeignetere Einrichtung finden», erklärt Marie Fournier. Und gleichzeitig gilt es, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Wohngemeinschaft zu finden – jemanden, der nicht mehr allein leben kann, aber noch selbstständig genug ist für die Gemeinschaft. Eine weitere wichtige Einschränkung sind die Kosten. Laut dem Geschäftsführer der Fondation Saphir, Luis Villa, ist monatlich mit 1000 bis 1500 Franken mehr zu rechnen als im Pflegeheim. Grund dafür sind zumTeil Im Wohnzimmer der Wohngemeinschaft: Zwei der sechs Bewohnenden widmen sich, zusammen mit einer Assistenzperson, dem Kartenspielen. Foto: amn

ARTISET 03 I 2023 11 Anzeige Luzern, Aarau, Basel, Bern, Zug, Zürich Die Alters- und Pflegewohnungen in Udligenswil bieten den Bewohnenden ein Zuhause in einer familienähnlichen Gemeinschaft. Empathisch, respektvoll und wertschätzend. Die Wohnen am Bächli AG betreibt zwei modern konzipierte Pflegewohnungen für 16 Personen wie auch 17 Alterswohnungen in Udligenswil LU. Die Überbauung ist mitten im Dorf und gehört der Gemeinde selber. In den im Jahr 2017 eröffneten Pflegewohnungen werden die Bewohnenden rund um die Uhr in einem familiären Umfeld betreut. Bewohnende der Alterswohnungen können bei Bedarf Dienstleistungen beziehen. Weiter wird ein Mittagstisch für Senioren angeboten, in diesem Gemeinschaftsraum finden auch Veranstaltungen von Vereinen und Organisationen statt. Zusammen mit externen Stellen und durch die professionelle Arbeit der Wohnen am Bächli AG wird ein Kompetenzzentrum für das Alter geschaffen. Nun sind wir beauftragt, eine sozialkompetente und kooperative Persönlichkeit für die Vakanz Betriebsleiter:in anzusprechen. Zu Ihrem Team gehören rund 30 motivierte Mitarbeitende verteilt auf 16 Vollzeitstellen. Zusammen mit Ihrer Stellvertreterin, der Leiterin Pflege, führen Sie den operativen Betrieb. Die organisatorische, administrative und betriebswirtschaftliche Leitung liegt bei Ihnen. Sie sorgen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Angehörigen Betriebsleiter:in 80 – 100 % «gepflegt wohnen wie zuhause» der Bewohnenden, den Behörden und der Öffentlichkeit. In der Strategiearbeit schaffen Sie eng mit dem Verwaltungsrat zusammen und werden insbesondere in den Finanzthemen von der Gemeindeverwaltung unterstützt. Für diese abwechslungsreiche und sinnstiftende Funktion haben Sie eine Heimleitungsausbildung abgeschlossen oder eine analoge Qualifikation in Führung und Organisation. Wichtig ist Ihr Interesse am Wohl von älteren Menschen, an modernen Wohnformen sowie an der sozial- gesundheitspolitischen Entwicklung. Sie bringen Führungserfahrung mit und haben Freude sich in den Themen Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement zu vertiefen. In der Kommunikation sind Sie versiert und kundenorientiert. Sie haben gute Buchhaltungskenntnisse, denken vernetzt und handeln unternehmerisch. Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen als PDF-Datei zur vertraulichen Einsicht. Kontakt: Eric Kuhn / René Barmettler JÖRG LIENERT AG LUZERN Hirschmattstrasse 15 6003 Luzern Telefon 041 227 80 30 luzern@joerg-lienert.ch www.joerg-lienert.ch www.wab-udligenswil.ch die kantonalen Anforderungen an die Ausbildung des Personals. Für die Alltagsbegleiterinnen reicht eine Ausbildung als Pflegehelferin nicht mehr aus. Sie müssen über ein Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis oder einen Fachhochschulabschluss verfügen. Deshalb zieht Luis Villa in Betracht, die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner künftig von sechs auf zehn zu erhöhen. Nur so seien die Kosten tragbar. Aufgeben kommt für ihn auf jeden Fall nicht infrage: «Wir glauben an die Wohngemeinschaften. Wenn wir es schaffen, Synergien mit anderen Einrichtungen zu entwickeln, gibt es für das Modell eine Zukunft.» Mit sechs Alters- und Pflegeheimen, zwei Pflegeeinrichtungen mit psychiatrischem Auftrag für Erwachsene, sechs Tageszentren, einer Spitex-Organisation und zahlreichen betreuten Wohnungen verfügt die Fondation Saphir über viele Kooperationsmöglichkeiten. Hinzu kommen die zahlreichen Projekte im Waadtländer Jura, die sich noch in Entwicklung, im Aufbau oder im Wiederaufbau befinden. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngemeinschaft Rubis haben keine derartige Sorgen. Während Albert und Françoise sich an diesem Nachmittag in ihren Zimmern ausruhen, hat Hélène ihr Geduldsspiel am Computer beendet und begibt sich in den Gemeinschaftsraum, wo ein unvollendetes Puzzle auf sie wartet. Am Tisch hinter ihr sitzen wie gewöhnlich Sylviane und Anne-Lise und spielen Karten. Sie lieben es und bekommen nie genug davon. «Es geht uns hier sehr gut. Um nichts in der Welt ginge ich von hier weg», erklärt Anne-Lise. Sie lebt seit der Eröffnung im Jahr 2016 in der Wohngemeinschaft. Albert ist erst vor einigen Monaten eingezogen und inzwischen auch aufgestanden: «Alle sind freundlich, man kümmert sich gut um uns», sagt er. Weitere Infos: Age Report IV. Wohnen in den späten Lebensjahren. Grundlagen und regionale Unterschiede. François Höpflinger, Valérie Hugentobler, Dario Spini (Hrsg.), 2019. Im Fokus

12 ARTISET 03 I 2023 Im Fokus Durchdacht vom Keller bis zum Dach Die Eichentreppe verbindet die Stockwerke vom Keller bis zum Dachgeschoss. Sie ist so breit, dass die Jugendlichen der Aussengruppe Hagenbuch nicht schon kurz nach dem Betreten des Hauses übereinanderstolpern und aneinandergeraten. Foto: Schulheim Elgg/Philip Böni

ARTISET 03 I 2023 13 Die wenigsten Jugendlichen wohnen freiwillig in einer Institution, das ist Gesamtleiter Werner Kuster klar. Die Aussenwohngruppe Hagenbuch des Schulheims Elgg ZH ist aber von Form über Material bis Farben bis ins letzte Detail so geplant, dass sich die Jugendlichen wohlfühlen und ihren Raum finden können. Von Claudia Weiss Am Anfang stand ein Modellhaus, eine Idee, wie ein Wohnhaus für Jugendliche im Idealfall aussehen könnte. Architekt Ruedi Zehnder strahlt, als er den gezeichneten Modellentwurf erklärt. Kurz darauf steht er vor der Aussenwohngruppe Hagenbuch des Schulheims Elgg, zeigt auf das Haus neben dem riesigen alten Nussbaum und sagt: «Mit diesem Neubau kamen wir so nah an das Idealmodell, wie man überhaupt kommen kann aufgrund der Gegebenheiten des Grundstücks oder der Bauvorschriften.» Den Nussbaum hat er bewusst als Kraftbaum in die Planung integriert, um ihn herum bildet das Gebäude einen Winkel mit zwei Innenhöfen zum Grillieren, Verweilen und Tischtennisspielen. Zehnder zeigt auf den freundlichen, mit Zelluloseflocken und Schafwolle isolierten Holzbau mit dem Satteldach, das von der Gemeinde vorgeschrieben wurde: Sämtliche Baumaterialien sind baubiologisch ausgeklügelt so gewählt, dass sie kein «Barackenfeeling», sondern ein freundliches, ausgleichendes Klima erzeugen. Das sei wichtig, erklärt Werner Kuster, Gesamtleiter Schulheim Elgg: «Viele Jugendliche sind sehr sensitiv, etliche leiden unter Allergien.» Die grüne Fassadenfarbe, das «Schulheim-Elgg-Grün», wurde auch passend zur angrenzenden Landwirtschaft ausgewählt, und die Holzsprossen sollten der Fassade bewusst etwas Spielerisches verleihen und zeigen, dass hier junge Menschen wohnen. Tatsächlich zeigt sich mit jedem Schritt: An diesem Haus ist alles minutiös durchdacht. Architekt Zehnder und Gesamtschulleiter Kuster haben sich von der Dachspitze bis zu den Kellerräumen überlegt, mit welchen Farben, Formen und Materialien sie Leichtigkeit hineinbringen und den bis zu zehn Jugendlichen ein angenehmes, stressarmes Zusammenleben ermöglichen. Geholfen bei der Planung, erzählt Werner Kuster, habe nicht zuletzt das ehemalige Wohngruppenhaus: Es war in einem Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht und sorgte mit engen Treppen, tiefen Decken, zu kleinen Doppelzimmern und zu wenigen Nasszellen für viel Stress. In den 15 Jahren als Gesamtschulleiter hat Kuster deutlich gesehen, was bei den Jugendlichen gar nicht geht: Doppelzimmer beispielsweise seien sowieso unzeitgemäss, erst recht für Jugendliche, die ja nicht einmal Geschwister seien. «Einzelzimmer und genügend Nasszellen wirken ausserdem präventiv gegen Übergriffe.» Die breite Eichentreppe erdet Architekt Zehnder nickt. «Das schlechte Beispiel hat uns weitergeführt», sagt er. Sehr schnell sei beispielsweise klar gewesen, dass eine zu enge Treppe schon beim Hereinkommen für Stress sorgt, weil dort der Stärkere bestimmt, wer durchgehen darf. In Hagenbuch bildet daher eine breite, solide Eichentreppe das Herzstück des Hauses, sie geht wie ein Baumstamm vom Keller bis in den zweiten Stock durch das ganze Haus. «Eiche erdet», erklärt Architekt Zehnder. Ein Zeichnerlehrling entwarf das hübsche, blattartige Muster in der Holzseitenwand, das Licht durchlässt. Rennen mehrere Jugendliche auf der Treppe rauf und runter, sagt Sozialpädagoge Georg Häusler, erzeuge das zwar einen ziemlichen Lärm. «Insgesamt merke ich aber durch die grosszügige Raumaufteilung eine deutliche Entspannung unter den Jugendlichen.» Gleich hinter dem Eingang befindet sich eine grosse Garderobe mit genügend Platz, etwas weiter die geräumige Küche und der Essraum, alle mit grossen, bis zum Boden reichenden Fenstern. Die hellen Eschentische lassen sich

14 ARTISET 03 I 2023 für Pizzaabende zu einem grossenTisch zusammenschieben oder für kleinere Essgruppen im Raum verteilen. «Auch diese Flexibilität sorgt für viel Entspannung», findet Sozialpädagoge Georg Häusler. Farben zum Wohlfühlen Im ganzen Haus sind die Farben mit Hilfe einer Farbberaterin gezielt gewählt worden: Der Boden, aus einem pflegeleichten, angenehm warmen Holzzementgemisch, ist in hellem Grau gehalten, «einer Aufräumfarbe, die Bodenhaftung gibt», das Weiss der Wände so abgetönt, dass es angenehm beruhigend wirkt. Das pastellige Orange, Gelb, Blau und Grün der Stühle im Besprechungszimmer unterstützt die Kommunikation, die minzgrünen Sofas im ebenerdigen Wohnzimmer und im Aufenthaltsraum unter dem Dach erzeugen einen beruhigenden Effekt. Sie wurden absichtlich so ausgewählt, dass man auf den niedrigen Lehnen gut sitzen kann: «Dort sitzen die Jugendlichen meiner Erfahrung nach am allerliebsten», sagt Gesamtleiter Kuster mit einem Schmunzeln. Die Badezimmer, immer eines für zwei Jugendliche, sind in erfrischendem Türkisblau gekachelt: «Eine körperfreundliche Farbe», hatte die Farbberaterin dem Bauteam ans Herz gelegt. Das sei wichtig, fand auchWerner Kuster: «Viele der Jugendlichen sind in der Pubertät und haben Mühe mit den Veränderungen ihres Körpers. Sie schätzen die angenehme Farbe.» Zu bestimmten Entscheiden bewogen handfeste praktische Überlegungen: Der seit 30 Jahren tätige Haustechniker hatte die Nase voll davon, immer wieder Schranktüren zu reparieren, die aus Wut oder Frustration zugeknallt und dabei beschädigt worden waren. Er entwickelte stattdessen die Idee für helle Holzschränke ohne Türen und montierte über der offenen Front eine Vorhangschiene. Dort können auf die psychische Verfassung angepasste farbige Vorhänge eingezogen werden: Wer mit zu vielen Aggressionen kämpft, erhält beruhigende blaue oder grüne Stoffbahnen, wer eher depressiv ist, wird mit orangen oder roten Vorhängen aufgemuntert. Wer möchte, kann den Schrank auch als Raumteiler verwenden, zu diesem Zweck ist auf der Rückseite eine Steckwand für Fotos oder Plakate angebracht – das sei von Jugendlichen immer wieder als Bedürfnis signalisiert worden. Die anderen Möbel kommen teils aus der Brockenstube und dürfen selbst bemalt werden, das gibt den Jugendlichen Gestaltungsmöglichkeiten. Jedes Zimmer hat mindestens ein grosses Fenster, und alle haben eine freundliche Aussicht ins Grüne, sogar die beiden obersten Zimmer mit Dachschräge. Billardtisch und Bastelecke So wohl sich die Jugendlichen in ihren Zimmern fühlen sollen: Die Idee ist nicht, dass sie sich einigeln und den ganzen Tag dort verbringen. «Sie sollen auch zu gemeinsamen Aktivitäten angeregt werden», erklärt Werner Kuster. Auf jedem Stockwerk wurden deshalb verschiedene Nischen eingeplant: Sie laden zu diversen Beschäftigungen ein, eine Nische ist als Leseecke ausgestattet, eine andere als Mal- und Bastelecke, eine weitere mit einem Billardtisch bestückt. Auch der Gruppenraum unter der Dachschräge lockt immer wieder Jugendliche, die private Gespräche führen oder etwas abseits von den anderen ein Spiel spielen möchten. All diese Überlegungen hätten gut funktioniert, freut sich Kuster. «Seit der neue pädagogische Ansatz gemäss Methodik der Kompetenzorientierung eingeführt und vor fünfeinhalb Jahren der Neubau bezogen wurde, sind die Jugendlichen deutlich entspannter geworden.» Sozialpädagoge Häusler, der seit 20 Jahren im Schulheim Elgg arbeitet und schon die alte Wohngruppe gekannt hatte, bestätigt: «Das rundum gute Klima wirkt sich auf alle sehr angenehm aus.» Energiesparend und teils selbstgestaltet Der ausgeklügelte Neubau, dessen Planung und Bewilligung dreieinhalb Jahre dauerte, ist auch energietechnisch auf dem neusten Stand: ein Minergiehaus mit Solarpanels, Erdsondenheizung und Wärmepumpe. Die Belüftung liefert jahrein, jahraus angenehm vorgewärmte oder abgekühlte Frischluft. Damit die Lampen in den öffentlichen Räumen nicht unnötig Energie verpuffen, sind sie mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Im Keller, am Ende des Gangs mit den elegant verpackten Heiz- und Belüftungsrohren, befindet sich ein zusätzlicher Gruppenraum. Dieser wurde zusammen mit einer Gruppe von Jugendlichen selbst ausgestaltet: Der Entscheid fiel zugunsten eines Tanzraums mit grossen Wandspiegeln, der gemeinsam und unter Anleitung ausgebaut wurde und heute auch als Partyraum verwendet werden kann. Billig ist es nicht, hochwertige Materialien und moderne Minergiestandards zu verbauen: 3,2 Millionen Franken kostete der Neubau. Fast die Hälfte habe er sehr schnell mit einer Spendensammlung hereinbekommen, sagt Gesamtleiter Kuster, je einen Beitrag sprachen Bund und Kanton, und einTeil stammt aus Eigenleistungen des «Vereins Schulheim Elgg». In diesem Haus, sagt Kuster, soll nicht gelten «das tut’s doch schon für diese Jugendlichen». Vielmehr sollen es Kinder und Jugendliche, die nicht in ihrer Familie leben können, besonders gut haben: «Ein liebevolles, helles, freundliches Zuhause, damit sie trotz ihres Rucksacks gute Chancen für die Zukunft erhalten.» «Mit dem neuen pädagogischen Ansatz und dem Einzug in den Neubau sind die Jugendlichen viel entspannter geworden.» Werner Kuster Im Fokus

ARTISET 03 I 2023 15 Im Fokus Die Seniorenresidenz Les Hirondelles in Clarens VD verfügt über eine klassische Pflegeabteilung, begleitet zudem älter werdende Menschen mit psychischen Problem aller Art sowie Betagte mit demenziellen Erkrankungen und ermöglicht einen Kurzaufenthalt oder eine Tagesbetreuung: Diese vielfältigen Aufgaben stellten die Planer der 2019 eröffneten Institution vor eine Herausforderung. Von Anne-Marie Nicole Vielfältige Dienstleistungen – eine Architektur Les Hirondelles – Die Schwalben. Was für ein passender Name. Die Seniorenresidenz befindet sich in Clarens, ganz in der Nähe des Genfersees und von Montreux. Entstanden ist sie aus der ehemaligen Fabrik Béard, einem industriellen Aushängeschild der Region, das vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu seiner Schliessung 2007 Silberwaren und andere Artikel aus rostfreiem Stahl für die Hotellerie herstellte. Im Jahr 2013 wurde die Fondation Claire Magnin gebeten, das Gebäude zu übernehmen und zu einem Dienstleistungszentrum für Menschen im Alter umzunutzen. Unter demVordach des Gebäudes ist jedoch seit je die grösste Schwalbenkolonie der Region zu Hause. Also passte die Bauherrin in Absprache mit den Tierschützerinnen und -schützern den Zeitplan für den Umbau der ehemaligen Fabrik so an, dass er die Brutzeit der Schwalben zwischen März und September berücksichtigte. Zudem verpflichtete sie sich dazu, rund 100 Nester anzubringen. Seit der Eröffnung der Residenz im Jahr 2019 herrscht zwischen den Schwalben und den älteren Menschen ein harmonisches Miteinander. Sich änderende Bedürfnisse berücksichtigen Der Umbau und die Umnutzung des Gebäudes waren jedoch nicht ganz einfach. «Eine Fabrik und eine Pflegeinstitution sind in ihrer Funktionsweise gänzlich verschieden», betont Stéphane Cottet, Architekt des Projekts, Leiter des Büros Dias-Cottet Architectes und seit 2020 auch Mitglied des Stiftungsrats der Fondation Claire Magnin. Obwohl es seiner Meinung nach einfacher und kostengünstiger ist, ein bestehendes Gebäude abzureissen und neu zu bauen, meisterte er die Herausforderung durch die Verbindung von Geschichte und Modernität mit «Respekt und Demut». Er erklärt: «Wir hatten nicht völlig freie Hand. Wir mussten die Geschichte und die industrielle Architektur der Fabrik berücksichtigen, ohne die Struktur zu verändern.» Durch die Sanierung des Industriegebäudes erreichte die Fondation Claire Magnin das Ziel, mehrere verschiedene Dienstleistungen unter einem Dach zu vereinen und damit den sich verändernden Bedürfnissen der begleiteten Personen – insgesamt über 100 Menschen im Alter – gerecht zu werden. Das ursprünglich dreistöckige Gebäude in U-Form blieb bestehen und wurde um zwei zusätzliche, modern anmutende Geschosse aufgestockt. Diese schliessen das U und schaffen einen offenen Innenhof. Als Anspielung auf die ehemalige Funktion des Gebäudes sind die Fassaden des Anbaus mit Leichtmetallplatten verkleidet. Die Umnutzung erforderte eine intensive Zusammenarbeit mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren. So waren Abklärungen zu verschiedenen Bausystemen vorzunehmen, um das bestehende, statisch nicht sehr tragfähige Skelett nicht zu schwächen. Der Haupteingang der Seniorenresidenz Les Hirondelles führt in einen grossen, lichtdurchfluteten Raum

1846-2023 Wagen wir es – öffnen wir die Heime – Pflegen und Begleiten wir im Dorf. Wagen wir das persönliche Budget – wagen wir nach mehr als 177 Jahren Objektfinanzierung endlich Assistenz – Subjekt finanziert! Das Lukashaus hat 26 eigenständige Wohnungen in Grabs und Gams – 24 Stunden – 365 Tage – egal welche Pflegestufe. Lukashaus Stiftung | 9472 Grabs Tel. 081 750 31 81 | info@lukashaus.ch www.175jahre.lukashaus.ch Wir begleiten weiter und fördern Talente! oha-werbeagentur.ch MEHR ZEIT FÜR DIE PFLEGE DANK DER SMARTLIBERTY-LÖSUNG SmartLiberty vereint in einem einfachen und modularen System Funktionen wie den mobilen Bewohnerruf, Weglaufschutz, Assistenzruf, die einheitliche Kommunikation und vieles mehr. Sie möchten unsere Lösung live im Einsatz sehen? Besuchen Sie uns an einem After-Work Event in Ihrer Region.

ARTISET 03 I 2023 17 mit einem begrünten Lichthof in der Mitte. Im vorderen Teil befinden sich der Empfang und die Cafeteria, hinten zwei Speisesäle für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie ein Restaurant, das auch den Angehörigen offensteht. Der einemDorfplatz ähnelnde Bereich ist von mehreren Räumlichkeiten umgeben, wo eigentlich Boutiquen, Arztpraxen und andere Dienstleistende hätten Platz finden sollen. Doch die Corona-Pandemie bremste den kreativen Elan. Von der Anfangsidee geblieben sind eine Arztpraxis und ein Coiffeursalon. In den anderen Räumen befinden sich derzeit die Pflegedienstleitung, das Büro der Hotellerieverantwortlichen sowie die Animation. Das ursprüngliche Projekt ist allerdings nicht aufgehoben, sondern lediglich verschoben. Materialien und Farben sollen Wohnlichkeit vermitteln Wie in anderen sozialmedizinischen Einrichtungen war die Auswahl der Materialien zur Unterscheidung zwischen privaten, halbprivaten und öffentlichen Bereichen ein wichtiges Anliegen. «Ich habe mir viele Heime angeschaut, um die Materialwahl zu verstehen und architektonische Lösungen zu finden, die Wohnlichkeit vermitteln», erzählt Stéphane Cottet. Da man in diesem Gebäude leicht die Orientierung verliert, kommen verschiedene Farben zum Einsatz: Das Blau auf der Nordseite erinnert an den Winter, das Gelb auf der Südseite an den Sommer, das Grün auf der Ostseite an den Frühling und das Violett auf der Westseite steht für den Herbst. Die Stoffe in den verschiedenenWohnräumen der oberen Geschosse entsprechen bewusst der Farbe des jeweiligen Bereichs. Manchmal steht jedoch plötzlich ein grüner Sessel neben einem violetten Sofa oder ein gelber Stuhl erhellt das Blau des Winters. Konzepte sind eben lebendig und wandelbar. Die Pflege- und Betreuungsabteilungen sind auf die oberen Geschosse verteilt und nach Aufgaben unterteilt. So belegt die Geriatrie mit 24 Betten die ehemaligen Werkstätten im ersten Stock und verfügt über einen Innenhof. Die auf der alten Struktur und gemäss der Geometrie der ursprünglichen Säulen errichteten Zimmer sind hier grösser als in den kantonalen Richtlinien für Neubauten vorgeschrieben. «Wir dachten, die Bewohnerinnen und Bewohner auf der Geriatrie würden am meisten von diesen grosszügigeren privaten Bereichen profitieren», erklärt Monique Cachin, stellvertretende Direktorin der Fondation Claire Magnin und Leiterin des sozialpädagogischen Bereichs. Im zweiten Stock befindet sich die Psychiatrie für älter werdende Menschen mit 22 Plätzen. Sie richtet sich an Personen mit unterschiedlichen psychiatrischen Krankheitsbildern und bietet strukturbildende und individuelle Aktivitäten. Die psychogeriatrische Abteilung für Menschen mit demenziellen Erkrankungen im dritten Stock beherbergt 35 Personen und verfügt über einen durchgehenden Bewegungsraum. Im zurückgesetzten obersten Stock mit Terrasse finden rund zehn Betagte Platz, die für einen Kurzaufenthalt oder eine Tagesbetreuung in die Residenz kommen. Hier beruhen die Alltagsaktivitäten auf der Montessori-Methode und folgen dem Normalitätsprinzip. «Wir pflegen die gleiche Betreuungsphilosophie wie in allen anderen Einrichtungen der Stiftung: Leben geben und Sinn stiften», so Anne Parelle, Generaldirektorin der Fondation Claire Magnin. «Diese Philosophie wird je nach Dienstleistung einfach etwas anders umgesetzt.» Alle Mitarbeitenden leisten einen Beitrag zur Lebensqualität der Menschen im Alter. «Auf allen Abteilungen respektiert das Betreuungskonzept die Entscheidungen und Der begrünte Lichthof im Eingangsbereich der Seniorenresidenz sorgt für viel LIcht und vermittelt Behaglichkeit. Foto: amn Im Fokus

18 ARTISET 03 I 2023 Wünsche der Bewohnenden den ganzen Tag über», ergänzt Monique Cachin. So können die betreuten Personen zum Beispiel frei entscheiden, ob sie die Mahlzeiten in ihrem Zimmer, im Speisesaal des jeweiligen Geschosses oder im Erdgeschoss zu sich nehmen möchten. «Das Gebäude bietet diese Flexibilität, auch wenn es die Arbeit der Pflegeteams erschwert», erklärt die stellvertretende Direktorin. «Pflegende legen längere Wege zurück, um die verschiedenen Orte gemäss den individuellen Wünschen zu erreichen.» Das vielfältige Angebot ist auch für Fachkräfte attraktiv Trotz ihrer Vereinigung unter einem Dach sind die verschiedenen Leistungen nicht völlig durchlässig. Dies wäre aufgrund der Besonderheiten und spezifischen Bedürfnisse der Bewohnenden laut Anne Parelle auch nicht realistisch. «Zudem verfolgen die Kurz- und die Langzeitpflege nicht die gleichen Ansätze und erfordern auch nicht die gleichen Netzwerkpartnerinnen und -partner.» Die nach Geschossen gegliederten Aufgaben werden von je einem spezialisierten Team wahrgenommen, das insbesondere in den Bereichen Psychogeriatrie und Psychiatrie über spezifische Kompetenzen verfügt. «Das Ziel des Dienstleistungszentrums besteht in erster Linie darin, Menschen im Alter auf ihrem gesamten Lebensweg ohne Unterbruch und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu betreuen.» Ein weiterer Vorteil dieses Konzepts liegt in seiner Attraktivität für die Fachkräfte. «Das vielfältige Angebot und die Möglichkeit eines Bereichswechsels fördern die langfristige berufliche Weiterentwicklung», sagt Anne Parelle. «Wir haben auch gemeinsame Weiterbildungen – zum Beispiel in der Alterspsychiatrie – oder themenübergreifende Supervisionen eingeführt.» Seit der Eröffnung der Seniorenresidenz vor vier Jahren haben sich die Fachteams kennengelernt, sie respektieren einander, verstehen die Tätigkeiten der anderen und unterstützen sich gegenseitig. Vielleicht mehr als anderswo müssen die Fachkräfte hier besonders offen, neugierig, flexibel und polyvalent sein – auch über ihre berufsspezifischen Kompetenzen hinaus. Diese ersten Jahre erlaubten den Mitarbeitenden und Bewohnenden, sich mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen, sich anzupassen, die Organisation anzugleichen und einen Rhythmus zu finden «Jetzt, wo die Pandemie unter Kontrolle ist, können wir die Gemeinschaftsräume wieder vermehrt nutzen und Kontakte pflegen», freut sich Anne Parelle. Der offene Innenhof ist durch die Aufstockung des originalen Gebäudes um zwei Stockwerke entstanden. Foto: Fondation Claire Magnin «Wir pflegen in der Seniorenresidenz die gleiche Betreuungsphilosophie wie in allen anderen Einrichtungen der Stiftung: Lebensqualität ermöglichen und Sinn stiften.» Anne Parelle, Generaldirektorin der Fondation Claire Magnin Im Fokus

ARTISET 03 I 2023 19 Im Fokus Die Interessen in Alters- und Pflegeheimen sind oft gegensätzlich: Soziale und pflegerische Themen, Privat- und Gemeinschaftsbereich, Lebens- und Arbeitsraum müssen in Einklang gebracht werden. Zudem streben die Institutionen nach Ausbau und Diversifizierung. «Bei all diesen Entwicklungen müssen wir einem humanistischen Ansatz treu bleiben», betont Architekt Bruno Marchand. Interview: Anne-Marie Nicole «Es kommt auf die Feinheiten an» Herr Marchand: Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Zuhause aus? Es gibt keine klare Antwort auf diese Frage, da die Idee vom «Zuhause» verschiedene Vorstellungen weckt, die nicht spezifisch an das Haus gebunden sind. «Nach Hause kommen» kann sich auf ein Land, ein Quartier, eine Kultur, eine Identität, die Wurzeln beziehen. In der Architektur verbindet man das Zuhause mit zwei Begriffen: Behaglichkeit und Zugehörigkeit. Räume, in denen Sie sich wohlfühlen und mit denen Sie sich im Alltagsleben identifizieren können, machen ein richtiges Zuhause aus. Je nach Projekt wissen die Architektinnen und Architekten nicht, für wen es bestimmt ist. Wenn ich ein Mehrfamilienhaus baue, weiss ich nicht, wer dort wohnen wird. Ich übertrage also tendenziell meine eigenenWerte auf dieWohnung, in der Hoffnung, dass die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner diese teilen. Und wie sieht es bei einer institutionellen Wohnform aus? Das ist anspruchsvoller. Hier leben Menschen an einem Ort zusammen, den sie sich nicht ausgesucht haben. Auch wenn die Gemeinschaftsräume wichtig sind, ist doch das Zimmer der Hauptlebensraum, vor allem in Anbetracht der steigenden Pflegebedürfnisse. Die Menschen ziehen mit ihren Möbeln und Gegenständen ein. Dadurch wird das Zimmer zu einem Ort der Erinnerung. Ich habe viele Zimmer in Alterszentren besucht und denke, dass sie auch das Lebensende widerspiegeln. Manche Menschen bringen nur das absolute Minimum mit, andere viele Erinnerungsstücke. Wie kann die Architektur zur Lebensqualität der Bewohnenden beitragen? Alterspflegeheime sind ganz besondere Bauwerke mit einer starken humanistischen Dimension. Die Menschen, die dort leben, verbinden ihre Gefühle

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