Gesund und lustvoll essen Magazin ARTISET 1-2024

ARTISET 01/02 I 2024 39 Aktuell Wie beurteilen Sie die Bereitschaft der Arbeitgebenden, Menschen mit Behinderung eine Chance im allgemeinen Arbeitsmarkt zu geben? Wir freuen uns besonders darüber, dass gerade auch schweizweit tätige Konzerne wie die Post vermehrt Anstrengungen unternehmen. Seit einiger Zeit ermöglicht die Post Menschen mit Beeinträchtigung, am allgemeinen Arbeitsmarkt teilzuhaben. Dieses Engagement kostet zwar etwas, fördert aber den Teamspirit, wie die Mitarbeitenden selbst sagen. Das beeindruckt mich. Gemeinsam mit Partnerorganisationen aus der Wirtschaft möchten wir weitere Good-Practice-Modelle entwickeln. Haben Sie sich als Leiterin der igs von Insos gut vertreten gefühlt? Oder anders gefragt: Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten? Die igs ist eine eher kleine Institution, und da war es für mich sehr hilfreich, dass Insos wertvolle Grundlagenarbeit in verschiedenen Bereichen leistet. Ein wichtiges Anliegen ist es mir nun, die Sichtbarkeit all dieser Dienstleistungen zu erhöhen, womit auch die Vorteile einer Mitgliedschaft noch deutlicher werden. Für die Institutionen haben unsere Kollektivmitglieder, also die Kantonalverbände, eine wichtige Bedeutung: Insos muss gerade auch für sie gute Dienstleistungen erbringen. Worin bestehen aus Ihrer Sicht die wichtigsten Leistungen von Insos? Die Tagungen, die Insos durchführt, tragen viel zum gegenseitigen Lernen und zur Vernetzung innerhalb der Branche bei. Und dann sind natürlich die Wissensaufbereitung und die politische Interessensvertretung von zentraler Bedeutung. Als Insos-Geschäftsführerin sind Sie Mitglied der Artiset-Geschäftsleitung: Wo sehen Sie die Chancen der Zusammenarbeit mit den Verbänden Curaviva und Youvita? Die Überschneidung zwischen dem Gesundheits- und Sozialbereich wird schweizweit immer grösser. Schon allein deshalb, weil Menschen mit Behinderung älter werden und damit auf Pflege angewiesen sind. Und umgekehrt Menschen mit dem Älterwerden zunehmend Beeinträchtigungen erwerben. Zudem gibt es zahlreiche weitere Themen, etwa den Fachkräftemangel, die alle drei Branchenverbände gemeinsam betreffen. Die Idee von Artiset erachte ich deshalb als genial. Künftig muss es darum gehen, unsere Synergien noch besser zu nützen. Inspirierend ist für mich, dass sich unter dem Dach von Artiset alle darum bemühen, dass die Dienstleistungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf immer besser werden. * Rahel Stuker, Jg. 1970, ist seit 1. Oktober 2023 Geschäftsführerin von Insos und Mitglied der Artiset-Geschäftsleitung. Sie hat Ethnologie, Soziologie und Religionswissenschaften studiert und mit dem Lizentiat abgeschlossen. Sie war über zehn Jahren beim Schweizerischen Roten Kreuz in verschiedenen Funktionen tätig. Von 2012 bis 2023 arbeitete sie dann bei der Interessengemeinschaft Sozialpsychiatrie Bern (igs Bern), ab 2014 als Institutionsleiterin. Rahel Stuker hat zwei erwachsene Kinder und wohnt mit ihrem Partner in Bern. Institutionen nicht vergessen gehen. Zum Beispiel, wenn es um bessere Anstellungsbedingungen geht. Auch die sozialen Institutionen sind vermehrt vom Fachkräftemangel betroffen. Wir müssen hier auch überkantonal und national zusammenarbeiten. Dazu gehört auch die Entwicklung neuer beruflicher Profile, um die Fachpersonen möglichst gut einsetzen zu können. Anfang Dezember hat der Bundesrat die Vernehmlassung zur Teilrevision zum Behindertengleichstellungsgesetzes lanciert: Wird damit die Integration von Menschen mit Behinderung gerade auch ins Erwerbsleben vorangetrieben? Wir sind aufgrund der Ankündigungen letzten März von konkreten Massnahmen zur Förderung der Arbeitsintegration ausgegangen. Der Fokus liegt nun stark auf der Schaffung von angemessenen Vorkehrungen gegen die Diskriminierung, die aber keine unzumutbare Belastung für Arbeitgeber darstellen dürfen. Dieser neue Rechtsbegriff ist noch etwas unbestimmt, dessen Bedeutung und Tragweite ist wohl erst noch zu ermitteln. Dass aber dadurch grundsätzlich die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung verhindert werden soll, ist an sich zu begrüssen. Wir werden im Rahmen der Vernehmlassung unsere Überlegungen einbringen. «Besonders wichtig scheint mir, dass Bund und Kantone bei den Vorgaben zur Qualitätssicherung wieder zu einem vernünftigen Mass zurückfinden.» Rahel Stuker

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