Magazin ARTISET_9-2022_Politische Partizipation

42 ARTISET 09 I 2022 Um die Erwartungen der Seniorinnen und Senioren an die Begleitung bei der Anschaffung und Nutzung von Technologien zur Alltagsunterstützung in Erfahrung zu bringen, führte das Lausanner Senior-Lab eine Reihe von Fokusgesprächen durch (siehe dazu Seite 43). Dabei schälten sich folgende Aspekte heraus: Vokabular: Die Mitarbeitenden sollten auf ein für ältere Personen leicht verständliches Vokabular zurückgreifen. Eine Popularisierung der oft technischen oder englischsprachigen Begriffe und eine konsistente Verwendung von anknüpfungsfähigen Begriffen bieten sich an. Orientierung an konkreten Bedürfnissen: Die Unterstützung sollte sich an den praktischen Bedürfnissen und konkreten Lebenssituationen der Seniorinnen und Senioren orientieren. Lernen anhand von praktischen, lebensnahen Übungen sollte im Vordergrund stehen. Die Komplexität der Problemstellungen ist schrittweise und den Fähigkeiten der älteren Personen anzupassen. Zugänglichkeit: Informationsmaterialien müssen an Orten zu finden sein, wo sich die Seniorinnen und Senioren im Alltag aufhalten (etwa Aushang am «schwarzen Brett» der Wohnanlage, Informationsbroschüre in der Podologiepraxis). Zudem sollten die Informationsmaterialien eine transparente Ausweisung der Kosten für die Inanspruchnahme der Unterstützung beinhalten. Individuelle Unterstützung: Die Unterstützung sollte persönlich und einfühlsam sein. Eine wohlwollende Atmosphäre, welche Zeit- und Leistungsdruck ausklammert, ist ein wesentliches Element. Eine Sensibilisierung und Schulung der Personen ist sehr zu empfehlen, insbesondere Basiskenntnisse im Bereich der Gerontologie dürfen dabei nicht fehlen. Für Anbieter von Unterstützungsdiensten bedeutet dies, dass sie die entsprechenden Kompetenzen bei ihren Mitarbeitenden aufbauen. Das kann anspruchsvoll sein, denn nebst den technischen Kompetenzen braucht es auch soziale, pädagogische und didaktische Fertigkeiten. Ein Grund mehr, sich mit anderen Dienstleistern zu vernetzen und Synergien zu schaffen. Vernetzung der Dienstleister Es braucht künftig eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den Anbietern digitaler Dienste und Produkte sowie den Anbietern von Schulungs- und Unterstützungsangeboten. Letztere können auf diese Weise vom Know-how der Technikanbieter profitieren, während für die Anbieter digitaler Dienste und Produkte die didaktische und pädagogische Erfahrung sinnvoll ist. Um eine bedürfnisgerechte Begleitung älterer Menschen zu ermöglichen, müssen die verschiedenen Unterstützungsangebote auch inhaltlich besser koordiniert werden. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Dienstleistern könnte auf regionaler, kantonaler oder sogar nationaler Ebene erfolgen und auch die Entwicklung von Richtlinien und unterstützenden Instrumenten umfassen. Mit einem Engagement der öffentlichen Hand könnten die Vertrauenswürdigkeit der Angebote und die allgemeine Zugänglichkeit gefördert werden. * Anna Jörger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Branchenverbands Curaviva. Technologische Möglichkeiten können Seniorinnen und Senioren viel Unterstützung bieten. Dafür braucht es aber adäquate Beratungs- und Begleitungsangebote. Foto: Adobe Stock Das Begleitkonzept finden sie hier:

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