Erfahrungen teilen

10 ARTISET 12 I 2022 Radio – verrückt und motivierend Adrian am Mischpult, Sacha am Mikrofon: Die psychiatrieerfahrenen Redaktionsmitglieder von Radio Loco-motivo wirken professionell, als sie Anfang November die Sendung «Alles gelogen» aufnehmen. Unisono sagen sie: «Es ist toll, eine Sendung zu produzieren und etwas zu bewirken.» Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, was es mit dieser Radiosendung auf sich hat. Von Claudia Weiss Im Fokus «Radio Loco» In Argentinien und Chile ist «Radio Loco» seit den 1990er-Jahren auf Sendung: Männer und Frauen mit Psychiatrieerfahrung gestalten Radiobeiträge für andere Betroffene und senden direkt aus der Klinik. Der Name der Berner Variante «Loco-motivo» ist zusammengesetzt aus den spanischen Worten «loco», im liebevollen Sinn verrückt, und «motivo», Antrieb. Das Redaktionsteam besteht zwar nicht aus professionell ausgebildeten Peers, aber sie alle sind psychiatrieerfahrene Männer und Frauen, die ihre Erfahrung mit anderen Betroffenen teilen und die Öffentlichkeit sensibilisieren – also eben doch auch Peers. El Loco-Motivator Gianni Python, Psychiatriefachmann und Gesundheitspfleger, wanderte nach Chile aus und entdeckte 2009 «Radio Loco» bei einem Praktikum im chilenischen Valparaiso. Dass die Idee via Python den Weg in die Schweiz gefunden hat, ist ein Glück. Angefangen hat das Ganze mit einem Unglück: Das Herz des Auswanderers machte nicht mit, er musste 2011 in die Schweiz zurückkehren. Sofort war für ihn klar, dass es in der Schweiz auch ein Radio für Menschen in einer psychischen Krise geben müsste. Er suchte Sponsoren sowie ein Redaktionsteam und startete vor zwölf Jahren Radio Loco-motivo. Als Python 2015 ein neues Herz erhielt, war Radio Loco-motivo bereits vomHerzensprojekt zum festen Programm geworden.

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