Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 47 einfacher, einen therapeutischen Vertreter oder eine therapeutische Vertreterin für die Verfassung einer Patientenverfügung oder eines Vorsorgeauftrags zu bezeichnen. Die gesundheitliche Vorausplanung ist ein gutes Beispiel für eine Partnerschaft der Gesundheitsfachpersonen mit Patientinnen und Patienten. An wen richtet sich dieses Angebot der gesundheitlichen Vorausplanung, auch Advance Care Planning genannt? Nehmen wir als Beispiel den Pflegeheimeintritt einer Person mit starker Pflegebedürftigkeit, die vielleicht nicht mehr urteilsfähig ist. In diesem Fall wird man sich auf ihren mutmasslichen Willen oder auf die Anweisungen ihrer therapeutischen Vertretung stützen. Die Angehörigen spielen dabei eine wichtige Rolle, aber die Situation ist alles andere als einfach. Oft sind sich beispielsweise die Kinder nicht einig, wenn es um die Reanimation geht. Die Begleitung erfordert folglich viel Zeit und Feingefühl, um zu einem Ergebnis zu gelangen, das durch eine gesundheitliche Vorausplanung mit der betroffenen Person bereits einige Zeit früher hätte erreicht werden können. Auch für jüngere Menschen mit chronischen, fortschreitenden Erkrankungen kann ein solches begleitetes Vorgehen sehr nützlich sein. Die gesundheitliche Vorausplanung bezieht die betroffenen Personen umfassend mit ein… Die gesundheitliche Vorausplanung beschränkt sich nicht auf ein Formular, sondern ermöglicht es vielmehr, organisiert und umfassend zu planen, was zu tun ist, wenn jemand nicht mehr selbst entscheiden kann. Im Rahmen der gesundheitlichen Vorausplanung können die Personen über die gewünschten Behandlungen und ihre Lebensentscheidungen sprechen. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Instrument zu weniger Notfall- und Akutbehandlungen beitragen wird, die kostspielig und von den Patientinnen und Patienten oft gar nicht erwünscht sind. Wie können ältere Menschen ihre Selbstbestimmung geltend machen? Sehr viele Menschen wissen noch gar nicht, dass dies möglich ist, und fragen auch nicht danach, bis sie dann plötzlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Aber dann gibt es auch eine kleine Minderheit von Personen, die sich sehr wohl darum kümmern, weil sie diese Situation bereits mit einer nahestehenden Person erlebt haben. Wenn man will, kann man sich auf das Alter und das Lebensende vorbereiten, indem man seinenWillen äussert. Das Thema ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein grosses Tabu. Hohes Alter und Tod werden wenig thematisiert, obwohl sie es sein sollten. Heutzutage zeigt die Werbung viele sehr aktive Rentnerinnen und Rentner. Das ist an sich gut, doch die letzten Lebensjahre werden dabei ausgeblendet. Gerade diese werfen jedoch gesellschaftliche Fragen auf und sind sehr kostspielig für das Gesundheitssystem. Es ist höchste Zeit, Klarheit in diesen Fragen zu schaffen. Wie wirkt sich eine solche Partnerschaft auf die Arbeit der Leistungserbringer aus? Viele Institutionen und Fachkräfte sind nicht ausreichend für den partnerschaftlichen Ansatz sensibilisiert. Eine praktizierende Kollegin hat mir von einem Workshop über psychische Gesundheit erzählt, an dem sie vor einiger Zeit zusammen mit Ärzten und Aktuell «Wenn die Menschen ihre Wünsche äussern können, wirkt sich das positiv auf die Pflegequalität aus», stellt Philippe Anhorn fest. Foto: Privat

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