Fachkräfte gewinnen und behalten

ARTISET 04/05 I 2023 33 «Ich bin eine visionäre Person», sagt Pascale Covin. Die Pflegedienstleiterin des Pflegeheims Les Mouilles in der Genfer Gemeinde Petit Lancy arbeitet seit über zehn Jahren mit einem elektronischen Patientendossier (EPD). Zunächst mit dem auf den Kanton Genf beschränkten «mon dossier médical» und seit Ende 2021 mit der nach bundesgesetzlichen Vorgaben konzipierten Version. Sie macht das, obwohl das EPD noch so manche Hürde nehmen muss, bis es seine volle Wirkung entfalten wird. «Ich glaube stark daran, dass unser Gesundheitssystem einen grossen Gewinn davon haben wird, wenn wir mit dem EPD einen gemeinsamen Ort haben, wo sämtliche behandlungsrelevanten Dokumente eingespeist und eingesehen werden können.» «Im Rahmen der Anmeldung fürs Pflegeheim fragen wir die neu Eintretenden jeweils, ob sie ein EPD wünschen», Im Lindenhof in Oftringen haben 26 der 78 Bewohnenden ein Patientendossier, im Aargau nach dem EPD-Anbieter «Emedo» genannt. Bei der Betreuung ihrer Dossiers werden die Bewohnenden durch die Institution unterstützt. Foto: Lindenhof erläutert Pascale Covin das Prozedere. Eine Frage, die von den Bewohnenden oder ihren Angehörigen in aller Regel bejaht wird. Von den 78 Bewohnenden des Pflegeheims Les Mouilles verfügen alle über ein elektronisches Patientendossier. Das Heim respektive die Pflegedienstleiterin unterstützt sie bei der Eröffnung – und übernimmt zudem bei der Betreuung der Dossiers die Funktion als Vertreterin aller Bewohnenden. Pascale Covin stellt dabei selbst – noch – keine heimspezifischen Dokumente in die EPD, sondern nützt die Dossiers, um rasch und unkompliziert die Krankheitsgeschichte der Bewohnenden verfolgen zu können. Vor allem die Spitäler, allen voran das Universitätsspital Genf (HUG), stellen derzeit ihre Dokumente ins EPD. «Das ist ein grosser Gewinn für uns. Wir können so die Pflege rasch entsprechend anpassen.» Das Heim werde dann selbst Dokumente ins EPD einspeisen, sobald eine kostengünstige Software-Lösung besteht, mittels der die relevanten Dokumente gleichsam automatisch – und damit vollständig und ohne grösseren Aufwand – in die EPD fliessen. Covin spricht damit auf die gerade für kleinere Leistungserbringer noch zu aufwendige Integrationslösung an. Mit der derzeit allgemein üblichen Webportal-Lösung müsste Pascal Covin jedes Dokument vom internen System zunächst herunterladen und dann ins EPD des Bewohners oder der Bewohnerin hochladen. Die Stammgemeinschaft Cara, in der ein grosser Teil der Westschweizer Leistungserbringer zusammengeschlossen ist, sei derzeit daran, wie Pascale Covin hervorhebt, in Zusammenarbeit mit Softwareanbietern eine entsprechende Lösung zu finden. Sobald diese eingeführt werden kann, dürfte das EPD rasch an Bedeutung gewinnen, ist sie überzeugt. Die Stiftung Lindenhof macht aktiv Werbung «Wenn das EPD überall greift und alle mitmachen, sowohl die Leistungserbringer als auch die Bevölkerung, dann sehen wir eine riesige Chance.» Das sagt Isabelle Kuhn, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Lindenhof im aargauischen Oftringen. Ganz ähnlich wie Les Mouilles wartet dabei auch der Lindenhof mit der Nutzung des EPD nicht so lange zu, bis alles perfekt läuft. «Wir wollen aktiv vorangehen», betont Isabelle Kuhn.

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