Soziale Unernehmen im Wandel | Magazin ARTISET | 9-2023

ARTISET 09 I 2023 23 Von aussen wirkt der quadratische Bau im Lorenquartier in Uster ZH modern, aber nicht weiter auffällig. Im Inneren jedoch bietet das «Mehrwerk» seit fast zwei Jahren etwas Pionierhaftes: einen inklusiven Arbeitsraum, in dem Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammenarbeiten, alle unter einem Dach. Mit dem «Mehrwerk» können auch Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und höherem Unterstützungsbedarf bei und mit Firmen arbeiten. In der Hälfte der Räume arbeiten verschiedene Teams des Werkheims Uster, die andere Hälfte ist weiterhin vermietet an Firmen des lokalen Gewerbes, die bereits im Haus sesshaft waren, als das Werkheim dieses kaufte. Damit bot sich eine einmalige Gelegenheit: Das «Mehrwerk» bietet Raum für eine Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, «in einem Gebäude, gleichberechtigt und auf Augenhöhe», wie Geschäftsleiter Patrick Stark sagt. Einige arbeiten an geschützten Plätzen in der Werkheim-Produktion oder arbeiten mit Kundenkontakt am Empfang oder in der «Mehrwerk»-Cafeteria, andere erfüllen Aufträge vor Ort bei den Firmen im Haus oder in der Nachbarschaft. Das kann dann so aussehen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Werkheims Päckli bringen, die Post holen, Recycling-Gut sammeln und entsorgen oder in den Büros für Pflanzen und Sauberkeit sorgen. Oder sie arbeiten dauerhaft für eine der Firmen im «Mehrwerk» oder auch für externe Firmen, beispielsweise Ikea oder die Migros. Die regionale Verankerung und die Zusammenarbeit mit dem Gewerbe waren seit der Gründung im Jahr 1980 prägend für das Werkheim. Die Institution entstand aus einem Bedarf und dank grosser Initiative von engagierten Eltern, Insieme und den Gemeinden in der Region. Heute arbeiten im Werkheim 280 Personen mit einem Handicap und 315 Fachpersonen in den Betrieben und im Wohnen. «In den letzten Jahren entwickelten wir uns immer mehr hin zu einer unterstützenden, dienstleistungsorientierten Haltung», bringt es Patrick Stark auf den Punkt. Ziel sei es, Barrieren im Kopf wegzubringen – bei allen: bei der Bevölkerung in Uster, die schon lange in der «Stadt für alle» offen sei für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, bei den Fachpersonen im Werkheim, aber auch bei den Menschen mit besonderen Bedürfnissen selbst. «Auch sie müssen neu denken lernen», erklärt Daniel Dietrich, Geschäftsbereichsleiter Betriebe. «Einige haben schon jahrelang Nagelbriden oder die Anzündhilfe K-Lumet hergestellt, und sie müssen zuerst selbst merken, dass sie eigentlich noch viel anderes leisten können.» Das «Mehrwerk», das Ende November 2021 Die Piazza im Zentrum des «Mehrwerks» bietet Raum für Begegnungen von Mitarbeitenden mit und ohne Beeinträchtigung. Das soll Barrieren abbauen – auf allen Seiten. Foto: Werkheim Uster

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