Soziale Unernehmen im Wandel | Magazin ARTISET | 9-2023

ARTISET 09 I 2023 29 Aarau. Diese vernetzte Arbeit findet Patrick Roduner äusserst motivierend, noch nie habe er mit so viel intrinsischer Begeisterung immer wieder nach Lösungen gesucht: «Das dynamische Umfeld und der regelmässige Austausch untereinander regen an, das eigene Handeln immer wieder zu reflektieren.» Ob im Bereich Arbeiten oder Wohnen, die Klientinnen und Klienten erhalten jeweils genau so viel Unterstützung wie nötig. «Einige benötigen regelmässige Begleitung», erklärt Roduner, «andere nur punktuelle Unterstützung. Bei einer Wohnbegleitung kann es manchmal nur um Unterstützung bei der Administration gehen, beispielsweise bei Fragen wie ‹Was mache ich jetzt mit dieser Zalando-Bestellung?›.» Und Hilfe bei der Stellensuche könne durchaus heissen, mal bei einer Firma anzuklopfen, auch wenn ein Stellenprofil nicht passe. Sei beispielsweise eine Stelle für Sanitärinstallateure ausgeschrieben, könnte es ja sein, dass zugleich eine Einsatzmöglichkeit beim Empfang geschaffen werden kann. «Das funktioniert tatsächlich manchmal – wir funktionieren als Türöffner und finden so immer wieder sehr individuelle Einzellösungen.» Wichtig sei: Beim Wohnen gehe es ebenso wie beim Arbeiten um ein Coaching, also eine Befähigung. Den Schritt in den regulären Arbeitsmarkt wagen Die Möglichkeit, ohne Risiko Schritte in den regulären Arbeitsmarkt zu wagen, ermöglichen Erfolgsgeschichten wie jene des 26-jährigen Sacha Rennhard: Nach einer Berufslehre als Unterhaltspraktiker EBA beim Paul Scherrer Institut und bei der Stiftung Domino schloss als er als Drittbester seines Jahrgangs mit dem Eidgenössischen Berufsattest ab. Sein Ziel lautet: «Weg von der IV!» Sacha Rennhard meldete sich deshalb 2022 als einer der Ersten für die Begleitung im ersten Arbeitsmarkt bei Learco. Im Sommer absolvierte er, begleitet von Simone Silbereisen, eine Schnupperlehre bei der Firma Antalis als Logistiker: Als Jobcoach unterstützte sie ihn und die Firma beim Ausarbeiten des Arbeitsvertrags, half mit, den Leistungslohn zu definieren, und begleitete ihn eng durch die Probezeit. Inzwischen treffen sich die beiden nur noch einmal pro Monat. Für Silbereisen ist das ideal: «So konnte ich Sacha Rennhard und die Antalis so viel coachen wie nötig.» Sie überlegt kurz, dann fasst sie zusammen: «Unser Ziel lautet: Jeder und jede ist am Ende an dem Ort, der für die Person passt: Beim Arbeiten und beim Wohnen – wir befähigen Menschen mit dem Ziel Selbstbestimmung.» Patrick Roduner nickt. Das breite Angebot mache Sinn, nicht alle seien im regulären Arbeitsmarkt glücklich. «Deshalb ist es gut, dass wir sehr individuell stützen und tragen können.» Learco wird sich dementsprechend in den nächsten Jahren ständig weiterentwickeln. Müsste man die Firma trotz ihren komplexen Strukturen mit einem einzigen Wort charakterisieren, könnte man dafür ein ebenso passendes Akronym kreieren wie für den Firmennamen: «Indyflex» – individuell, dynamisch, flexibel. Gelungener Einstieg in den regulären Arbeitsmarkt: Yael Berweger (rechts) und ihre Mentorin Gabriela Behrig stellen Kostüme für ein Theaterstück im Schloss Lenzburg zusammen. Foto: Learco/Tibor Nad Im Fokus

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