Magazin ARTISET_9-2022_Politische Partizipation

16 ARTISET 09 I 2022 Stimmbürger ohne Behinderung sind die Abstimmungsunterlagen angesichts der verwendeten Fachbegriffe bisweilen schwer verständlich. «Bla-Bla Vote ist so in der Lage, möglichst vielen Menschen zu helfen.» Vorbereitungs-Workshops Vor jedem Bla-Bla-Vote-Treffen organisieren die beiden Koordinatoren ein Vorbereitungsgespräch mit den Heimbewohnenden. «Dieser Schritt ist wichtig. Ziel ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner zu begleiten, damit sie unter optimalen Bedingungen und Voraussetzungen am Bla-BlaVote teilnehmen können», betonen Omar Odermatt und Nadège Marwood. Gemeinsam wählen sie nach verschiedenen Kriterien eine Abstimmungsvorlage aus. «Wir versuchen jeweils, einThema herauszugreifen, das für die interessierten Personen sowohl relevant als auch möglichst zugänglich ist. Und wir wählen kontroverse Themen aus. Je mehr die Ansichten auseinandergehen, desto einfacher ist es, sich eine Meinung zu bilden.» Während dieser Vorbereitungsveranstaltung stellen die beiden Koordinatoren den Bewohnenden auch die zur Debatte eingeladenen Rednerinnen und Redner vor. Um ihnen die gewählten Abstimmungsvorlage zu erläutern, verwendet das Koordinatorenduo eine leicht lesbare und verständliche Sprache. «Wir greifen auch gerne auf YouTube-Videos zurück, in denen die Vorlage vorgestellt wird, oder spielen die Filme in Zeitlupe ab, um das Verständnis zu erleichtern.» Am Ende des Workshops formulieren alle gemeinsam Fragen, die anlässlich der Debatte an die eingeladenen Personen gerichtet werden sollen. «Diese Phase ist entscheidend», fügt BrunoWägli an. «Beim ersten Bla-Bla-Vote 2016 hatten die Bewohnerinnen und Bewohner keinen Vorbereitungs-Workshop besucht und hinkten den übrigen Quartierbewohnerinnen und -bewohnern bezüglichWissensstand hinterher.» Für eine optimale Teilnahme braucht es daher im Vorfeld des Anlasses Unterstützung. «Die Bewohnerinnen und Bewohner sehen sich nicht unbedingt Nachrichten im Fernsehen an und hören auch kein Radio. Bla-Bla Vote ist in seiner Funktion als Bürgerforum ein effizientes Kommunikationsmittel, das Zugang zu aktuellen Informationen verschafft und ein besseres Verständnis politischer Vorgänge vermittelt.» Im Schnitt nehmen rund zehn Personen an den Vorbereitungs-Workshops teil und meistens sind es die gleichen. «Sie fühlen sich in der Gemeinschaft wahrgenommen und werden in erster Linie als Einwohnerinnen und Einwohner von Chailly angesehen. Das ist sehr wertvoll», erklären die beiden Koordinatoren begeistert. Die Sitzung ist auch eine gute Gelegenheit zur Nachbesprechung der letzten Bla-Bla-Vote-Ausgabe. «Es ist von zentraler Bedeutung, ihre Eindrücke zu sammeln, um die folgenden Bla-Bla-VoteTreffen zu verbessern.» Politikerinnen und Politiker machen mit Am Tag der Debatte im Quartierzentrum von Chailly geht es vor allem darum, dass das Publikum den eingeladenen Personen Fragen stellt. «Unsere Aufgabe besteht darin, die Fragen des Publikums und die Antworten der Gäste zu begleiten, zu moderieren und gegebenenfalls neu zu formulieren oder die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner beim Lesen ihrer Notizen zu unterstützen.» Von den Projektmitgliedern wurden dafür entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet. «Wir haben eine Bla-Bla-Charta eingeführt, die sich für die Achtung der Meinungsvielfalt und das gegenseitige Wohlwollen einsetzt.» EBEN-HÉZER LAUSANNE Eben-Hézer Lausanne ist Teil der Stiftung Eben-Hézer, die 1899 von Schwester Julie Hofmann gegründet wurde. Die Institution hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wohlbefinden und die Entwicklung der aufgenommenen Menschen zu fördern. «Neben unserer Betreuungsarbeit werben wir für einen positiven Blick auf Menschen mit Behinderungen und setzen unsere Kompetenzen ein, um ihnen eine Mitwirkung und den Einbezug in die Gesellschaft im weiteren Sinne zu ermöglichen», erklärt Bruno Wägli. Soziale Teilhabe, Inklusion und staatsbürgerliche Verantwortung sind daher Themen, die für die Lausanner Einrichtung von besonderer Bedeutung sind. Last but not least bietet sie ihren Bewohnenden eine breite und vielfältige Palette an Leistungen: Unterkunft (Wohnungen im Quartier, Studios im Heimgebäude oder begleitetes Wohnen), Werkstätten zur Sozialisierung, Tageszentrum sowie Sport- oder Freizeitaktivitäten. ➞ www.eben-hezer.ch Forumskoordinatorin Nadège Marwood erläutert im Quartierzentrum Chailly in Lausanne den Ablauf der Abstimmungsdiskussion über die AHV-Reform.

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