Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 25 Im Fokus Im kommenden Herbst zieht das Wohnheim Sonnegarte in St. Urban LU – ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung – in einen Neubau ein. Bei der Planung wurden die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner miteinbezogen. Von Angelika Voigt und Katrin Bircher* Bedürfnisgerecht umgesetzt ImWohnheim Sonnegarte in St. Urban LU finden erwachsene Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen sowie Personen mit hoher Betreuungsintensität ein familiäres Zuhause, in dem sie im Alltag unterstützt und gefördert werden. Bis im Oktober dieses Jahres entsteht nun ein Gebäude, in dem in zwölf Wohngruppen 64 Betreuungsplätze angeboten werden sollen. Bei der Planung des Neubaus wurden die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohnenden umfassend berücksichtigt und umgesetzt. Autonomie und Partizipation Schon vor der Planungsphase mit dem Architektenteam erstellte ein Team – bestehend aus der Wohnheimleitung zusammen mit Fachpersonen aus den Bereichen Betreuung und Pflege sowie Sozialpädagogik – ein Betreuungs- und Pflegekonzept, das auf einem sozialpädagogischen Fundament basiert. Höchste Priorität im Konzept haben Autonomie und Partizipation der Bewohnerinnen und Bewohner: Sie sollen die Möglichkeit haben, ein selbstständiges Leben zu führen, und sie sollen in die individuelle Gestaltung des Alltags miteinbezogen werden. Von zentraler Bedeutung sind Erhalt und Förderung der Lebensqualität. Diese Zielsetzung wurde den Wettbewerbsunterlagen fürs Projekt beigelegt, sie hatte bei der Wahl des Siegerprojekts entsprechendes Gewicht. Der zweistufige Projektwettbewerb wurde im Juni 2017 öffentlich ausgeschrieben, 41 Teams bewarben sich. Die Jury hat schliesslich das Projekt der ARGE Schärli AG/Meyer Gadient Architekten AG Luzern als Siegerprojekt erkoren. Ihre Komposition besteht aus zwei dreigeschossigen Gebäudeflügeln mit den Wohngruppen, die durch einen zweigeschossigen Zwischenbau zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Der Zwischenbau als Bindeglied der zwei Wohnflügel bildet den zentralen Bereich – einen Begegnungsraum mit Eingang, Foyer und Mehrzweckraum. In den Neubauten sind ausschliesslich helle Einzelzimmer mit grossen Fensterflächen, eigener Nasszelle und teilweise sogar mit einer Loggia entstanden. Der sonnige Dachgarten oder die private Loggia bieten einen sicheren Bewegungs- und Aufenthaltsort sowie einen attraktiven Blick in den Garten. Wünsche und Anregungen In den Gebäuden der Wohngruppen gibt es bedürfnisgerechte Küchen, offene Wohnräume und Nischen, welche die Möglichkeit bieten, entweder die Zeit in Gemeinschaft zu verbringen oder sich zurückzuziehen. Die Korridore im Gebäude sind breit genug für eine ungehinderte Fortbewegung. Der Atelierbau als Solitär im Südosten des Grundstücks bildet den räumlichen Abschluss der Gesamtanlage. Jüngere und mobilere Bewohnende finden hier an fünf Tagen pro Woche eine abwechslungsreiche Tagesbeschäftigung sowie Begleitung bei individuellen Freizeitbeschäftigungen. In den Ateliers wird in Zusammenarbeit mit Bewohnenden für den Unterhalt im Gebäude und Garten gesorgt. Ältere oder schwächere Personen nutzen stundenweise die Therapieangebote. Alle Bewohnerinnen und Bewohner werden im und um das Wohnheim gemäss ihren spezifischen Fähigkeiten und vorhandenen

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