Identität leben und gestalten | Magazin ARTISET | 3 2024

ARTISET 03 I 2024 43 politischen Arbeit. Wir arbeiten weit im Voraus an den Dossiers, also lange bevor die Auswirkungen in den Alters- und Pflegeheimen spürbar werden. Nehmen wir zum Beispiel EFAS: Die Motion wurde vor rund 15 Jahren eingereicht. Curaviva nahm vor sieben oder acht Jahren zum ersten Mal dazu Stellung. Wir setzen uns weiterhin aktiv für die Umsetzung von EFAS ein, aber es wird noch einige Jahre dauern, bis die Reform in Kraft tritt und sich auf die alltägliche Arbeit in den Institutionen auswirkt. Zudem hängt alles vom Referendum ab. Es ist nicht immer einfach, die Bedeutung dieser politischen Arbeit zu vermitteln. Die Fahrpläne der institutionellen, kantonalen und nationalen Ebene sind unterschiedlich. Die geleistete Arbeit ist unsichtbar, was aber auch bedeutet, dass sie gut gemacht wird. Sie haben die ersten 100 Tage in Ihrer neuen Funktion hinter sich. Was haben Sie erfahren? Was hat Sie überrascht? Alles ist neu. Mit der Föderation Artiset habe ich eine aufstrebende Organisation kennengelernt. Artiset ist agil und verfügt über ein hochmotiviertes Team, das nach vorne schaut. Auch die strategischen Gremien engagieren sich stark für die Branche. Ich nahm an den kantonalen Tagungen der Kollektivmitglieder teil, ich habe Alters- und Pflegeheime in Appenzell besucht und Praktika in Waadtländer Alters- und Pflegeheimen absolviert, um mich mit der Praxis vertraut zu machen. Überall erfuhr ich eine wundervolle Dynamik. Natürlich ist mir auch Kritik zu Ohren gekommen: Unsichtbarkeit, kein offenes Ohr oder schlechte Kommunikation. Verbesserungspotenzial ist also vorhanden. Aber ich fühle mich dennoch sehr wohl und freue mich darauf, den Strategieprozess in die Wege zu leiten. Was bringen Sie für die Arbeit im Branchenverband Curaviva mit? Ich spreche Französisch, bin sowohl mit der Westschweizer als auch mit der Deutschschweizer Kultur vertraut, und das Alter gehört zu meinen Lieblingsgebieten. Ich weiss zwar nicht weshalb, aber es ist das einzige Fachgebiet, in dem ich auch in meiner Freizeit Artikel lese. Es fasziniert mich einfach. Meine Schwachstelle ist die Tatsache, dass ich nie in einem Alters- und Pflegeheim gearbeitet habe. Wie soll ich mich denn für die Institutionen einsetzen, wenn ich sie nicht von innen kenne? Aus diesem Grund habe ich Praktika absolviert und Besuche gemacht. Ich weiss aber auch, dass ich nicht allein bin und mich auf ein Team an Fachleuten stützen kann, die über das wissenschaftliche und methodische Know-how verfügen, sowie auf Fachkräfte aus der Praxis, die wir in alle unsere Projekte einbeziehen. Wird 2024 ein Schlüsseljahr? Wenn alles nach Plan verläuft, ja, auf jeden Fall. Im September dürften wir über unsere zukünftige strategische Ausrichtung verfügen. Ich bin dankbar, dass ich diesen Prozess einleiten darf. So springe ich nicht einfach auf den fahrenden Zug auf, sondern bestimme die Zusammensetzung des Zuges. Dies versetzt mich in eine komfortable Ausgangslage. Ein neues Kapitel zur Weiterentwicklung und zu anstehenden Veränderungen aufzuschlagen, ist eine Chance, aber natürlich auch mit viel Arbeit verbunden! Es ist spannend, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. * Seit dem 1. November 2023 ist Christina Zweifel Geschäftsführerin von Curaviva und Mitglied der Geschäftsleitung der Föderation Artiset. Zuvor leitete sie während sieben Jahren die Fachstelle Alter und Familie des Kantons Aargau, wo sie politische Geschäfte vorbereitete und Gemeinden und Institutionen in alterspolitischen Fragen beriet. Das Thema Alter prägte bereits ihre akademische Laufbahn an der Universität Freiburg, wo sie in Humangeografie ihre Dissertation über die Alterspolitik in Schweizer Gemeinden schrieb. Die 38 jährige Christina Zweifel ist perfekt zweisprachig in Französisch und Deutsch und verfügt auch über gute Italienischkenntnisse. Nebenamtlich lehrt sie an zwei Bildungsinstitutionen zu den Themen Alterspolitik in Gemeinden sowie Sozialraum/Wohnformen im Alter. «Eine gute Idee, die in der Westschweiz entwickelt wurde, kann sehr wohl in der Deutschschweiz umgesetzt werden und umgekehrt. Man darf sich auf keinen Fall durch Sprachbarrieren einschränken lassen.» Christina Zweifel Aktuell

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