Soziale Unernehmen im Wandel | Magazin ARTISET | 9-2023

44 ARTISET 09 I 2023 Aktuell Mia sprüht vor Energie und nutzt die Gelegenheit, dass ihr Grosi bei ihr in Seedorf UR zu Besuch ist. Die Fünfjährige kramt einen Haufen Spielsachen hervor, zeigt ihre Plüschtiere und könnte sich stundenlang so beschäftigen. Antonia Schuler schaut zu, wie ihre Tochter den Moment auskostet, und sagt mit einem Lächeln: «Mia macht das super. Wir dürfen stolz auf sie sein.» Auf den ersten Blick scheint das Mädchen eines zu sein wie viele andere auch in diesem Alter. Sie tollt herum, sie hat Spass am Spiel – aber eines fehlt ihr: das Reden. Inzwischen schafft sie es zwar, einzelne Wörter auszudrücken, die ihre Eltern verstehen. Aber sie leidet an einer verzögerten Sprachentwicklung. Und niemand weiss, wie sich das entwickelt. Drei Monate zu früh geboren Mitte Februar 2018 kommt Mia im Universitätsspital Zürich zur Welt, drei Monate vor dem geplanten Termin, eine Schwangerschaftsvergiftung hat einen Notkaiserschnitt erfordert. Für die Familie ist die Frühgeburt ein Schock, den sie aber wegsteckt, weil Mia gedeiht und ihnen Freude macht. Sie lässt sich zwar viel Zeit, erst mit zweieinhalb kann sie ohne Hilfe gehen, aber die Schulers denken sich nicht viel dabei. Mit der Zeit bereitet ihnen eines allerdings Sorgen: Ihre Tochter kann nicht sprechen. Wieso nur? Wo liegt die Ursache? Im Februar 2021 fangen die Abklärungen an, die kleine Mia muss sich einer Untersuchung nach der anderen unterziehen lassen. Allerdings lässt sich nicht abschliessend beurteilen, warum sie offensichtlich nicht in der Lage ist, sich mitzuteilen. Antonia Schuler sagt: «Wir kennen die Ursache nicht.» Aber sie lassen sich deswegen nicht entmutigen. Mia wird für die Logopädie angemeldet, ausserdem kümmert sich eine Osteopathin um die kleine Patientin. Und diese wiederum bringt die Idee auf, sich mit der Anschaffung eines Tablets auseinanderzusetzen. Es wäre ein geeignetes Werkzeug, um die Kommunikation zu fördern. Anfänglich haben die Eltern noch leise Bedenken. Ein iPad – wirkt das nicht eher hemmend auf die Bereitschaft zu reden? Antonia und Andreas Schuler entschliessen sich dann doch, das Experiment einzugehen. Und heute sagen sie: «Das Tablet ist ein enormer Gewinn für Mia. Und für uns alle.» Mia lernt den Umgang mit einem iPad mini mit MetaTalk ohne Mühe. Das Gerät ermöglicht ihr, ihre Bedürfnisse mitzuteilen, es steigert ihr Selbstvertrauen, weil Mia merkt, dass ihre Botschaften ankommen. Oder um es mit den Worten ihrer Mutter zu formulieren: «Sie ist regelrecht aufgeblüht und traut sich immer mehr zu. Wir haben nicht zuletzt dank dem iPad die Gewissheit, dass die geistigen Fähigkeiten bei ihr komplett vorhanden sind.» Das iPad als Ansporn für die kleine Mia Die fünfjährige Mia Schuler leidet an einer verzögerten Sprachentwicklung. Mitteilen kann sie sich trotzdem – und gefördert wird die Fähigkeit durch ein Tablet, das auch das Selbstbewusstsein des Mädchens steigert. Von Peter Birrer*

RkJQdWJsaXNoZXIy MTY2MjQyMg==