Bedürfnisgerecht bauen

ARTISET 03 I 2023 51 Aktuell Neben der Pflege wird auch die Betreuung hochbetagter Menschen in den Alters- und Pflegeheimen komplexer. Die diplomierte Aktivierungsfachfrau Manuela Röker* erläutert, wie die Lebensqualität und das Wohlbefinden jedes einzelnen Individuums gefördert werden können, was auch zur Entlastung der Pflege beiträgt. Interview: Elisabeth Seifert «Selbstwirksamkeit und Sinn im Alltag erfahren» Frau Röker, was bedeutet «Aktivierung» für Sie als Vertreterin der diplomierten Aktivierungsfachpersonen HF? Unter dem Begriff «Aktivierung» werden sehr viele verschiedene Angebote subsumiert. Entsprechend vielfältig sind die entsprechenden Aus- undWeiterbildungen. Das dreijährige Studium zur diplomierten Aktivierungsfachperson HF gibt es seit 2008. Ich war damals im Pilotlehrgang mit dabei. Es handelt sich um einen, verglichen mit der Pflege, jungen Beruf, der über eine eigene Methodik und über ein spezifisches Verständnis von Aktivierung verfügt, das auf der Salutogenese basiert. Entscheidend ist für uns diplomierte Aktivierungsfachpersonen, dass die Menschen Selbstwirksamkeit und Sinn in ihrem Alltag erfahren können, trotz funktionellen Einschränkungen oder Rahmenbedingungen durch ihre Wohnsituation. «Aktivierung» ist für Sie also nicht einfach gleichzusetzen mit der Organisation eines Bastel- nachmittags oder dem Auftritt eines Clowns? Diplomierte Aktivierungsfachfrauen und -männer gehen von einem personenzentrierten Ansatz aus. Es geht also darum, die Lebensqualität und das Wohlbefinden jedes einzelnen Individuums zu fördern. Wir denken vom Menschen aus und konzipieren dann die Aktivitäten und nicht umgekehrt. Einzel- und Gruppenangebote sind auf Grund der Finanzierung begrenzt, so ist die Aktivierung auch gefordert, den grössten gemeinsamen Nenner unter den Bewohnern für Gruppenangebote zu finden. Wie gelingt es, bei der Kon- zeption der Aktivitäten von den Bedürfnissen der Menschen auszugehen? Wir arbeiten mit dem therapeutischen Prozess. Dieser beginnt mit einer Informationssammlung, bei der die Bedürfnisse und Interessen der Menschen erfasst werden. Zudem fliessen die Infos der Pflege und auch von Angehörigen mit ein. Im Anschluss machen wir eine Analyse und formulieren Ziele, grundsätzlich in Abstimmung mit den Bewohnenden und der Pflege. Wenn wir feststellen, dass Ressourcen fehlen, um den Alltag selbstständig zu gestalten, dann unterstützen wir die Bewohnenden mit passenden Interventionen. Wir schaffen dabei Räume, um Selbstbestimmung und Partizipation zu erleben. Dabei umfasst die Zielausrichtung ein Spektrum von präventiven und rehabilitativen Ansätzen bis hin zur palliativen Begleitung. Können Sie ein Beispiel nennen? Aus meiner Zeit als Aktivierungsfachfrau erinnere ich mich gerne an

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