Die Qualität der Pflege weiterentwickeln Magazin ARTISET 12

ARTISET 12 I 2023 29 Gabriela Bieri Heime auf gewisse mit den Qualitätsindikatoren verbundene Fragen oft weder adäquat noch kohärent sind. Nach Ansicht des Experten gibt es dafür verschiedene Gründe. Erstens erachten die Pflegenden gewisse MQI als nicht genügend aussagekräftig für die Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen. Dies ist bei der Polymedikation der Fall, wo in erster Linie Daten von verschiedenen externen Ärztinnen und Ärzten erhoben werden. Und bei den bewegungseinschränkenden Massnahmen spielen Rechtsvorschriften eine bestimmte Rolle. Zudem fehlt es im Bereich Qualität oft an einer echten Unternehmenskultur. Und so lange die Heime keine Kenntnis von den Resultaten haben, ist es für sie schwierig, den Nutzen der MQI zu erkennen. Blaise Martin bedauert, dass das MQI-Projekt auf Ebene der Heime, der Branchenverbände und der Kantone nicht von Beginn weg eine strukturierte Begleitung einschliesslich der Finanzierung erfahren hat. «Dadurch wären sogenannte Multiplikatoren möglich gewesen, das heisst Personen, die in den Heimen für Qualitätsfragen zuständig sind und das Projekt von der Basis aus vorantreiben.» Es hätte auch die Gelegenheit geboten, andere Faktoren einzubeziehen, wie zum Beispiel die interne Beziehungsqualität. «Ein gutes Verhältnis innerhalb eines Heims wirkt sich direkt auf die Versorgungsqualität aus.» In seinen Augen bietet das Programm NIP-Q-Upgrade diese Möglichkeit. «Es soll eine Vielzahl von Menschen inner- und ausserhalb der Heime in Bewegung bringen, damit sie das Programm annehmen und nicht nur die MQI, sondern auch die ständige Qualitätsoptimierung im Unternehmen verankern.» «Eine positive Sicht auf das Projekt lohnt sich», insistiert Blaise Martin. Auch wenn er eine allgemeine Dynamik zugunsten einer Qualitätsverbesserung wahrnimmt, ist dafür Arbeit und Zeit erforderlich. «Aber ich hoffe, dass es schnell genug geht, damit die Qualität stimmt, wenn ich dann selbst in ein Heim komme!», meint er schmunzelnd. Die ärztliche Direktorin: Gabriela Bieri Die Chefärztin des Geriatrischen Dienstes der Stadt Zürich und ärztliche Direktorin der Gesundheitszentren für das Alter, die an rund vierzig Standorten in der Stadt Zürich rund 3500 Bewohnerinnen und Bewohner begleiten und pflegen, ist zudem Mitglied der Schweizerischen Fachgesellschaft für Geriatrie. Sie vertritt damit in der Begleitgruppe sowohl die Institutionen als auch die Ärzteschaft. Für die Förderung des nationalen Programms NIP-Q-Upgrade bringt sie ihre Praxiserfahrung ein. Am Nutzen der MQI für den Berufsalltag der Pflegenden in den Pflegeheimen besteht für sie kein Zweifel. Sie stellt jedoch fest, dass zahlreiche Institutionen der Langzeitpflege noch nicht realisiert haben, wie bedeutend Kenntnisse zu geriatrischen Themen sind. «Auf diese Weise werden die Heime für geriatrische Themen wie Schmerzen, Mangelernährung und Umgang mit bewegungseinschränkenden Massnahmen sensibilisiert. Wichtig ist, dass sie die Zahlen auch individuell für ihren Betrieb interpretieren und nutzen können.» Wie alle Mitglieder der Begleitgruppe erwartet sie vom Programm NIP-Q-Upgrade eine Qualitätsverbesserung beim Erfassen der Indikatoren, um einen auf zuverlässigen Daten basierenden Benchmark sowie eine Optimierung der Pflegeprozesse zu ermöglichen. «Wir wünschen uns auch, Wissen zu erwerben, wie man solche Massnahmen zur Qualitätsverbesserung generell im Pflegeheim am besten implementieren kann. Dies wäre hilfreich für andere Projekte, wie die Umsetzung der gesundheitlichen Vorausplanung oder der Empfehlungen der nationalen Demenzstrategie zur Begleitung und Behandlung von Menschen mit Demenz», ergänzt sie. «Mit den MQI werden die Heime für geriatrische Themen wie Schmerzen oder Mangelernährung sensibilisiert.» Gabriela Bieri

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